Nicht von dieser Welt – Das Making-of (III)

Die ist der dritte Teil der Entstehungsgeschichte meines Romans „Nicht von dieser Welt“. Nachdem im ersten Teil die Entstehung des Blogs „Vanessa X.“ erläutert wurde und im zweiten Teil, wie dieser ankam, wenden wir uns nun der Geschichte zu …

Wie aus Vanessas Blog ein Roman wurde

Vanessa X. war also Anfang Februar 2012 zu Ende gegangen. Für mich war es eine wunderbare Erfahrung. Auch wenn ich gerade die notwendige PR-Arbeit maßlos unterschätzt hatte, wusste ich nun, dass solch ein Format im Prinzip funktioniert und Spaß macht. Die wenigen regelmäßigen Leserinnen, die das Projekt hatte, sind auch heute noch treue Besucher meines Blogs und lesen gerne meine Werke – da hatte also irgendwas funktioniert. Trotzdem frustrierte mich die recht geringe Aufmerksamkeit damals, denn Vanessa war über Monate ein Teil meines Lebend geworden und guten Freunden wünscht man doch nur das Beste. Schade, dass ich es nicht geschafft hatte, sie weit mehr Menschen vorzustellen. Schade, dass nicht mehr Leute ihre Geschichte gelesen hatten. Damals.

Ein gutes Jahr später war ich mitten im Selfpublisher-Fieber. Ich hatte eine neue Welt entdeckt, meinen Debütroman „Soap“ veröffentlicht, viel gelernt und grübelte darüber, wie ich die gemachten Erfahrungen und gewonnen Erkenntnisse vor allem über das Kindle-Direct-Publishing von Amazon nutzen könnte. Denn ich war nach zahlreichen „klassischen“ PR-Maßnahmen für „Soap“ zu der Überzeugung gelangt, dass man als Selfpublisher zurzeit nur im Bereich Kindle wirklich Erfolge haben und Geld verdienen kann. Man müsste „nur“ ein auf eine große Zielgruppe abgestimmten Roman mit entsprechenden Maßnahmen lancieren – der Erfolg würde sich mit etwas Glück schon einstellen. Natürlich mangelte es auch ein Jahr nach Vanessa an Zeit neben der „echten“ Arbeit und so konnte ich dieses vollmundige Experiment eigentlich nur mit einem existierenden Text angehen – was auch den Vorteil hätte, dass ich bei einem Scheitern nicht so viel verlieren würde.

Cover - Nicht von dieser Welt

Es dauerte nicht lange, bis mir Vanessa in den Sinn kam. Immerhin war ihre Geschichte bei den damaligen Leserinnen gut angekommen, sie war mehr oder weniger klassische „Chick Lit“ – allerdings durch die Blogform und den Außerirdischen mit dem notwenigen Schuss Ungewöhnliches, so dass man damit Aufmerksamkeit erzielen konnte. Ich erinnerte mich schmunzelnd an frühere Gespräche, in denen ich immer lautstark behauptet hatte, aus Vanessa könne man gar keinen Roman machen, denn die interaktive Form, die Fotos und die Links gingen ja verloren. Dennoch setzte ich mich nun hin und entfernte all das. Als ich den übrig gebliebenen Text dann noch einmal las, dachte ich: „Was rede ich denn da? Das ist doch eine witzige Geschichte!“

Natürlich mussten einige Korrekturen vorgenommen werden. Bezüge zu Abstimmungen bei Facebook mussten genauso raus wie Verweise auf Fotos. Das zwischenzeitliche Einstellen des Blogs machte in einem Roman keinen Sinn. Ständige Recaps alter Geschichten waren nicht mehr notwendig. Die Zeitbezüge lies ich durch die den „Kapiteln“ vorangestellten Daten allerdings im Text. Es fehlen zwar nun die Links, aber wenn sich mal jemand die Mühe machen sollte, um zu überprüfen, ob z.B. die Hertha-Spiele, die Konstantin schaut oder besucht, wirklich alle an den entsprechenden Tagen stattgefunden haben, dann wird er herausfinden: Ja, hier stimmt alles!

Das letzte Problem bei der Überarbeitung war das Ende … Nun, mir gefiel es nicht hundertprozentig, denn es war in der Tat etwas hastig geschrieben. Andererseits wollte ich den Original-Text in seiner Substanz nicht allzu sehr verändern. Also feilte ich ein wenig, ergänzte einige wichtige Gedanken und beschloss dann, es im Großen und Ganzen so zu lassen. Ich muss zugeben: Auch weil ich das neue Buch endlich rausbringen wollte. Und im Leben nicht damit rechnete, dass so viele Menschen es lesen würden. Aber für die Zukunft habe ich einen neuen Leitsatz: Arbeite an jedem Text vor der Veröffentlichung so intensiv, dass er auch ein Bestseller werden kann!

15.06. - 7:20 Uhr - Platz 1 Was dann kam – von meiner vollmundigen Ankündigungen, ich mach jetzt einen „kleinen Bestseller“ über das Finden von Titel, Cover und Pseudonym bis hin zu den gigantischen Zahlen wenige Tage nach Veröffentlichung – kann man alles hier im Blog nachlesen. Auch einen Monat nach Veröffentlichung findet sich „Nicht von dieser Welt“ noch in der Top 10 der Kindle-Charts. Ich wache jeden Morgen mit weiteren mehreren hundert verkauften eBooks auf und staune. Für mich hat meine kleine persönliche Geschichte mit Vanessa und ihrem Blog ein Happy End gefunden, dass ich in einem Roman wohl als zu linear und kitschig empfunden hätte. Aber manchmal muss man dann eben doch zwischen Fiktion und Realität unterscheiden …

 

2 Kommentare

Anja

Hallo Michael,

ich finde diese 3 Teile über die Entstehungsgeschichte von Vanessa X. sehr interessant. Eine Frage jedoch habe ich: Waren es alles LeserINNEN, also ausnahmslos Frauen, die den Blog verfolgt haben? Keine Männer? Und woher weißt Du das? Man musste sich zum Bloglesen ja nicht anmelden.

LG Anja

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Michael

Nein, ich weiß es in der Tat nicht. Ich kann es nur für die Leute sagen, die kommentiert haben und die hatten zumindest alle weibliche Pseudonyme. Ich hab das jetzt einfach mal ein wenig verallgemeinert. 🙂

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