Im falschen Film

Es ist Zeit für ein neues Experiment. Das Selfpublishing und das eBook-Format geben uns Autoren so viele spannende Möglichkeiten an die Hand, das sogar wieder ganz alte literarische Erzählformen möglich sind. Serielles Erzählen war in der Literatur des 19. Jahrhunderts nichts Ungewöhnliches – von Charles Dickens bis Alexandre Dumas wurden berühmte Werke der Weltliteratur als Fortsetzungsroman veröffentlicht. Damals funktionierte dies nur über Zeitungen und entsprechende Verleger. Heute kann man auch dies selbst machen und mit dem eBook einen ähnlich kurzfristigen Erscheinungszyklus hinbekommen. Und genau das will ich nun einmal versuchen.

Das Konzept

Folge 1: VergessenAm Ende der Woche erscheint mein neues Werk unter dem Titel „Im falschen Film“. Es ist der erste Teil einer eBook-Serie. Also kein auf mehrere Bände aufgeteilter Roman, sondern eine Fortsetzungsgeschichte mit Elementen, die man eher von Fernsehserien kennt als von Büchern – wie zum Beispiel:
Die einzelnen Folgen sind mit 70 bis 80 Seiten vergleichsweise kurz, sie enden immer mit einem Cliffhanger, die Folgen erscheinen zumeist alle zwei Wochen und theoretisch kann die Erzählung endlos laufen.

Hinzu kommt, dass die Folgen wirklich sehr kurzfristig geschrieben oder zumindest ausgearbeitet werden. Es wird also wie nie zuvor möglich sein, dass Feedback der Leserinnen und Leser aufzunehmen und zu verarbeiten. Dies kann über gezielte Umfragen genauso geschehen wie einfach durch viele Kommentare auf der extra dafür eingerichteten Facebook-Seite. Ein weiterer interessanter Nebeneffekt des zeitnahen Schreibens: Die Handlung wird immer kleine aktuelle Elemente beinhalten. So spielt die erste Folge rund um Weihnachten 2013 und die Hauptfigur Trixi weiß sogar schon, gegen wen Deutschland bei der Fußball-WM nächstes Jahr spielen wird …

Die Story

Trixis UnfallDafür weiß Trixi überhaupt nichts mehr aus ihrem eigenen Leben. Denn das ist die Geschichte von „Im falschen Film“: Eine junge Berlinerin verliert durch einen Autounfall (siehe Bild) ihre kompletten Erinnerungen an alles, was sie erlebt hat. Und muss feststellen, dass sie ein ziemlich merkwürdiges Leben gelebt hat. Aber es gibt natürlich auch einen Traummann, viel Humor und zahlreiche Wendungen. Auch wenn die Geschichte viele Überhöhungen bereithalten wird, basiert sie auf einem realen medizinischen Phänomen. Beim Schreiben habe ich mich durch diverse Zeitungsartikel wie diesen hier inspirieren lassen. Das „schöne“ an dieser Art von Amnesie: Sie kann durch furchtbare Ereignisse im vergessenen Leben ausgelöst worden sein. Diese Ereignisse aufzuspüren, sich selbst kennenzulernen und sein aktuelles Leben auf die Reihe zu bekommen,  gibt viel Raum für Geschichten, die man bei einer lang laufenden Serie nun einmal braucht.

Fest eingeplant sind zunächst sechs Folgen, die zusammen so etwas wie eine Staffel darstellen. Also einen großen abgeschlossenen Erzählbogen haben. Zu dem parallel aber wieder ein neuer Erzählbogen eröffnet wird für die nächste Staffel. Die erste Folge erscheint am Freitag, 13.12. Die zweite Folge dann am 4. Januar. Nur zwischen diesen beiden Folgen liegen drei Wochen – um einfach erst einmal Leser sammeln zu können. Danach erscheint jede weitere Folge nach zwei Wochen. Die große Frage ist nun natürlich: Werden die Leser dieses Format annehmen? Zwar werden die Folgen mit 89 oder 99 Cent sehr günstig sein, dafür sind sie aber auch recht kurz. Und nicht jeder mag zwei Wochen warten, bevor es weitergeht. Wir werden es sehen.

Ziele

Wie einst bei meinem Roman „Nicht von dieser Welt“ möchte ich mir vorab Ziele setzen. Damals wollte ich einen „kleinen Bestseller“ landen und sprach von 1.000 verkauften eBooks. Das wurde mit 25.000 verkauften Exemplaren weit, weit überholt. Auch wenn ich nichts gegen eine Wiederholung dieses Wunders hätte, wären diesmal 5.000 regelmäßige Leser schon gigantisch und sind mein Traum. Dabei peile ich nicht an, dass dies gleich bei der ersten Folge klappt, sondern dass im Optimalfall bei jeder neuen Folge mehr Menschen auf die Serie aufmerksam werden und dann einsteigen – natürlich indem sie alle vorhandenen Folgen kaufen. Das Mimimalziel sind im Übrigen 1.000 regelmäßige Leser – ohne die ich die Serie sicher schnell wieder einstellen werde, denn auch dieses Mal habe ich durch die Covergestaltung, Korrektorat usw. gewissen Kosten, die wieder reinkommen müssen. Und leider rückt Amazon – bei denen die Serie zunächst exklusiv erscheinen wird – bei solch niedrigen Folgenpreisen  weit weniger Tantiemen raus als sonst.

Die Cover 1-6

In den letzten Tagen machte sich bei mir immer mehr Aufregung breit. Es ist immer etwas Besonderes, ein neues Werk zu veröffentlichen. Aber dieses Mal verspüre ich nicht nur einen gewissen Druck durch den Erfolg von „Nicht von dieser Welt“, sondern ich habe auch das Gefühl, etwas wirklich Ungewöhnliches anzubieten. Entsprechend enttäuscht wäre ich, wenn es niemanden interessieren würde. Aber dies ist ja auch wieder nur ein weiterer aufregender Aspekt des Selfpublishing: Man trägt das komplette Risiko. Ist für das Scheitern genauso verantwortlich wie für den Erfolg. Also wird mir nun eine Woche mit einer Menge Herzklopfen bevorstehen. Ich werde berichten, wie es dem Herz dann weiter ergangen ist …

12 Kommentare

Meikel

Wenn du dich nur nicht selbst mittelfristig zu großem Druck aussetzt – alle 14 Tage eine neue Episode über einen noch nicht absehbaren Zeitraum, wow, das setzt permanente Verfügbarkeit mit entsprechendem Zeitkontingent voraus. Da braucht nur etwas “Wichtigeres” dazwischen zu kommen und schon hängt dieses spannende Projekt (was natürlich auch schade wäre).

Ich wünsche daher schon mal prophylaktisch viel Schaffenskraft, dauerhaften Willen uns dass nichts dazwischen kommt 😉

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Michael

Nun, ein wenig muss ich mich unter Druck setzen, sonst mache ich es nicht. 🙂 Aber als Puffer gibt es immer eine Pause zwischen den Staffeln. Die Länge wird sich dann nach meinem sonstigen Zeitplan richten und nach dem Drängen der Leser. 🙂

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Barbara

Wenn genug Leser drängen, kommt dann die dritte Folge früher raus? 😉
Ich kann es wirklich kaum erwarten 😀

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Michael

Das wird schwierig. 🙂 Da ich die zweite Folge ja schon vorgezogen habe, arbeite ich jetzt mehr oder wenig live. 🙂 Die dritte Folge muss noch überarbeitet werden und ins Korrektorat … Aber SO lange ist es doch gar nicht mehr bis zum 10. Januar! 🙂

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Kirk Spader

Hi Michael,

ich hatte das auch schon vor, Serie und so, aber Bedenken, ob der Druck des Lesers hinterher nicht zu stark wird. Klug ist, wenn schon drei Folgen fertig sind und man einen Puffer hat (oder alles fertig ist und man es häppchenweise rausjagt – sonst gehts dir wie Jonas Winner) Ich bin sehr gespannt und werde dein Projekt genau beobachten. Nach drei Folgen kannst du ja auch einen Sammelband mit höheren Tantiemen rausbringen. Ich wünsche dir viel Erfolg und muss sagen, die Covergestaltung und die Idee finde ich schon vielversprechend.

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Michael

Danke!

Und ja, einen gewissen Puffer habe ich bereits, aber so, dass ich immer noch etwas verändern kann. Auf jeden Fall wird es immer auch ein Rennen gegen die Zeit werden …

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Michael

Weil es noch ganz frisch ist. 🙂 Ich bin auch gespannt wie ein Flitzebogen, wo es landen wird, wenn der Rang endlich erscheint. (Kann aber erfahrungsgemäß noch ein paar Stunden dauern …)

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