Pimp my Einstiegsranking

Für die Strategen und Tüftler unter den Selfpublishern habe ich heute einen kleinen Hinweis, der manchmal große Auswirkungen haben kann. Es geht darum, wie man das Ranking des eigenes eBooks bei Amazon am Tag der Veröffentlichung optimiert.

Eigentlich verrate ich nichts Neues. Ich selbst habe es schon vor einem halben Jahr in dem SP-Guide „Let’s Get Visible“ von David Gaughran gelesen. Aber kaum ein Selfpublisher in Deutschland beherzigt diesen „Trick“ bzw. viele bezweifeln, dass er funktioniert. In einem Selbstversuch ist mir aber nun so etwas wie ein Beweis gelungen. Diesen erläutere ich etwas ausführlicher, damit sich jeder selbst ein Bild machen kann.

Die Theorie

Wenn man sein eBook über das Kindle Direct Publishing bei Amazon veröffentlicht, dauert es zunächst ein paar Stunden, bis das Buch online ist. Und dann dauert es noch einmal einige Stunde, bis es zum ersten Mal ein Verkaufsranking hat. Das Verkaufsranking – besonders wenn es ein gutes ist – stellt die erste Sichtbarkeit bei Amazon dar. Gelingt es einem Buch, auf Anhieb in die Top 300 oder gar die Top 100 zu kommen, kann es gut sein, dass das Buch sich von alleine festsetzt.

Nun hat David Gaughran für den amerikanischen Markt die Theorie, dass die Verkäufe, die in den Stunden zwischen „Buch online“ und „Verkaufsranking ist da“ erfolgen, NICHT für das Verkaufsranking gezählt werden. Macht man also Werbung wie blöd, sobald das Buch bei Amazon steht, und alle Fans und Freunde kaufen sofort, dann verpuffen diese Verkäufe für das erste Ranking. Einen Beweis dafür gibt es – wie immer beim Algorithmus von Amazon – natürlich nicht.

Meine bisherigen Erfahrungen

Bei meinem Buch „Nicht von dieser Welt“ habe ich mich im Sommer einfach mal an diesen Grundsatz gehalten. Abends war das Buch online, ich habe still und heimlich ein Exemplar gekauft (damit es überhaupt einen Ranking bekommen kann …). Und am nächsten Morgen mit der Werbung begonnen, als das Verkaufsranking da war. Das Buch war sehr erfolgreich. Ob das erste Ranking dafür entscheidend war, kann man natürlich nicht mit Gewissheit sagen. Aber ich war mit 55 Verkäufen am Morgen nach Werbestart auf Platz 175.

Danach wurde meine Theorie von einigen Selfpublisher-Kollegen erschüttert, die am ersten Tag problemlos in die Top 100 oder gar Top 50 kamen, ohne diesen Grundsatz zu beherzigen. Eigentlich warben alle sofort los, wenn das Buch bei Amazon zu sehen war. Und niemandem schien es zu schaden. Ich vergaß die Theorie.

Die Cover 1-6Bei den ersten drei Folgen meiner eBook-Serie „Im falschen Film“ achtete ich also nicht weiter darauf, sondern warb auch los, sobald das eBook zu sehen war. Dabei eignet sich natürlich gerade eine Serie mit hohem Spannungsfaktor, bei der Fans händeringend auf die nächste Folge warten, besonders gut dafür, am ersten Verkaufstag hohe Verkäufe zu erzielen. Das war auch mein Ziel. Jegliche Werbung konzentrierte ich auf diesen ersten Tag, um möglichst hoch ins Ranking zu kommen. Aber Gaughrans Grundsatz beachtete ich trotzdem nicht.

Fehler. Denn beim vor zwei Wochen erschienen dritten Teil der Serie fiel mir eine extreme Diskrepanz auf: Das eBook hatte am ersten Tag 154 Verkäufe. Aber es war am nächsten Morgen „nur“ auf Platz 111. Der war zwar schon Grund zu genügend Freude, aber normalerweise war man mit dermaßen vielen Verkäufen an einem Tag locker in den Top 100. Mir fiel auf, dass ich bereits 63 Verkäufe gemeldet bekommen hatte, bevor bei Amazon überhaupt ein Verkaufsranking angezeigt wurde. 154 minus 63 … 91 Verkäufe klang schon eher nach etwas, das im Januar 2014 zu Platz 111 passte.

Der Beweis

Platz 46 und Aufsteiger des Tages

Also machte ich gestern bei Folge 4 die Probe aufs Exempel. Das Buch war nachts zum ersten Mal online, ich kaufte mir selbst ein Exemplar. Dann wartete ich bis zum Nachmittag. Als das erste Verkaufsranking angezeigt wurde, hatte ich ca. 20 Verkäufe. (Das waren offensichtlich besonders neugierige Fans, die es von alleine gefunden hatten.) Erst dann startete ich die „Werbemaschine“. Und siehe da: Heute morgen war das Buch mit 191 Verkäufen auf einem stolzen Platz 46 in den Verkaufscharts! (Yippie!) Wenn man auch hier mal die 20 verfrüht verkauften eBooks abzieht, passen die ca. 170 Verkäufe durchaus zu den Zahlen, die andere Selfpublisher zur Zeit um Platz 50 verkaufen.

Fazit: Wer – auf welche Art auch immer – am ersten Verkaufstag in der Lage ist, über Fans und Freunde eine ordentliche Zahl an Verkäufen zu generieren, sollte meiner Meinung nach Geduld haben. Sobald das eBook bei Amazon online ist, selbst eins kaufen und dann warten, bis der Verkaufsrang da ist. Und dann loslegen. Auch wenn man es nicht hundertprozentig beweisen kann. Mir hat’s geholfen!

UPDATE (28.01.): Matthias Matting hat diese These noch einmal durch einen Test überprüft und nun sogar einen Erklärungsansatz: http://selfpublisherbibel.de/das-geheimnis-der-verschwundenen-ebooks-ein-amazon-mythos-aufgeklaert/

3 Kommentare

Irene

Wann kommen eigentlich die Werbemails von Amazon?

Halt, da kann mein unaufgeräumtes Postfach was beisteuern: Die für “Nicht von dieser Welt” kam bei mir am 17. Juni 2013 um 02:32 Uhr an. Fast zwei Wochen nach Erscheinungsdatum. Ein neues Rätsel fürs Algorithmen-Orakel…

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Michael

Ja, wenn man die Werbemails von Amazon noch irgendwie beeinflussen könnte, dann wäre das wie Geld drucken. 🙂 Aber ich glaube, da spielt auch viel Zufall eine Rolle …

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Lars Gunmann

Die Werbemails kommen irgendwann, nachdem man sich etwas angesehen, oder danach gesucht hat. Auch, wenn man es schon gekauft hat, können diese immer noch kommen. Damit ist nicht gesagt, das auch andere die gleiche Werbemail erhalten.

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