It’s the end of the Urheberrecht as we know it and I feel fine

Wenn ich in einem Drehbuch zeigen will, dass eine Figur nicht über ihre wirklichen Gefühle spricht, dann lass ich sie manchmal besonders vehement und emotional auf etwas pochen, um das es eigentlich gar nicht geht. Genau so kommt mir die aktuelle Debatte zum Urheberrecht vor. Auf beiden Seiten.

Mit regelmäßiger Verwunderung lese ich eine Schärfe in Texten und Diskussionen, die mir einfach nicht angebracht scheint. Da gibt es ein Manifest, das von Diebstahl, Geiz und Gier redet, den offenen Brief einiger Kollegen vom „Tatort“, der ungewöhnlich aggressiv der anderen Seite „Lebenslügen“ um die Ohren haut, da gibt es Wutreden, hinkende Vergleiche im Feuilleton, sogar der Außenminister meldet sich kritisch zu Wort.

Die „andere Seite“ ist aber auch nicht viel besser. Bereits der Urheberrecht-Abschnitt im Parteiprogramm der Piraten ist ungewöhnlich scharf formuliert (und gleichzeitig doch unscharf – ein interessantes Paradoxon). Und wenn man sich dann die Kommentare von „Urheberrechtskritikern“ zu jeglichem Beitrag eines Urhebers  anschaut, geht es selten ohne Beleidigung und Aggressionen gegen Kreative vonstatten. Man nennt es wohl Shitstorm. Bisheriger Gipfel der Kontrakontrarevolution: Die Androhung protestierende Urheber zu „doxen“, ein niedlicher Begriff für Mobbing. Sachlich und offen ist was anderes.

Aber welche „wahren Gefühle“ verbergen die Kontrahenten nun durch ihr lautes Getöse? Ist es so profan, dass es in Wahrheit wirklich nur ums Geld geht? Die einen haben Angst um die Bezahlung ihrer Arbeit, die andere wollen umsonst Musik hören, Filme gucken, Bücher lesen? Das wäre natürlich ein bisschen traurig. Sehr viel mehr habe ich bisher allerdings nicht gefunden. Dabei ist es ja noch nicht einmal so – wie Christian Stöcker in diesem Beitrag sehr gut skizziert – dass das Ende des Urheberrechts unmittelbar bevorsteht oder Millionen User Hunger leiden, weil sie zu viel für den „Content“ ausgeben müssen. Ist es am Ende also nur ein riesiges Missverständnis, weil hier zwei Gruppen aufeinanderstoßen, die so unterschiedlich sind und nicht besonders viele Berührungspunkte habe? Was bedenklich ist, sollten doch die einen das Publikum der anderen sein. Ich weiß nicht, was dabei irrwitziger ist: Dass Künstler ihr Publikum beschimpfen oder dass Zuschauer/Hörer/Leser die Macher ihrer Lieblingswerke dissen.

Nun bin ich ja Beides. Ich bin Urheber von über hundert Stunden fiktivem Fernsehprogramm. Und ich lade illegal Content aus dem Internet runter, weil ich die bestehende Rechtslage beknackt finde. Ja, dazu bekenne ich mich. Angesichts eines Schrankes gefüllt mit gekauften DVDs im Wert von mehreren tausend Euros habe ich kein schlechtes Gewissen, wenn ich neue amerikanische Serien runterlade, die in den USA kurz nach Ausstrahlung frei verfügbar im Netz stehen – hier aber erst Monate oder Jahre später zu kaufen sind. Ich bin ja bereit zu bezahlen und tue dies auch, wann immer ich darf. Aber die Industrie macht mir das Leben schwer. Sie verpennt hier seit Jahren die technischen Entwicklungen. Und ich würde mich nicht wundern, wenn einige der Kollegen, die sich jetzt aufregen, ähnlich mit der „Recherche“ verfahren. Ganz sicher aber bin ich nicht der einzige Drehbuchautor, den es unglaublich nervt, wie viele Rechteprobleme man beim Schreiben seiner Geschichten hat, auch wenn man nur etwas zitieren oder einen Ausschnitt aus einem populären Film einbauen will. Und dass meine Figuren nicht mal „Happy Birthday“ singen dürfen, weil das zu teuer ist, finde ich schon absurd.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich will als Urheber meiner Geschichten gewürdigt und bezahlt werden. Und ich halte das Urheberrecht an-für-sich für ein wesentliches Merkmal einer zivilen Gesellschaft. Aber dass wir über die Ausgestaltung reden müssen, ist doch bei den technischen und gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahre offensichtlich, oder? Warum können wir das nicht etwas entspannter tun?

Fundiert kann ich erst einmal nur über die Zukunft für mich als Drehbuchautor reden – also über das Film- und in meinem Fall besonders das Fernsehgeschäft. Letzteres – und das ist keine Breaking News – wird sich in den nächsten Jahren fundamental verändern. Wir sind ja schon unterwegs. Das hat nicht nur (aber auch) mit technischen Veränderungen zu tun, sondern ist leider in vielen Punkten auch hausgemacht. Malte Welding hat in diesem Beitrag wunderbar beschrieben, was das Problem ist: Das Fernsehen latscht inhaltlich geradewegs in die Bedeutungslosigkeit. Von daher wäre es aus Autorensicht doch klüger und passender (weil kreativ), sich nicht mit Maßnahmen zur Verbarrikadierung des bestehenden Contents zu beschäftigen, sondern nach neuen erzählerischen Wegen zu suchen. Im Internet, mit Apps oder ganz woanders. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir noch nicht ansatzweise die Möglichkeiten ausgeschöpft haben, die das Internet erzählerisch bietet. Autoren können hier zu Pionieren werden. Gibt es etwas spannenderes, als bei etwas ganz neuem von Anfang an dabei zu sein?

Und das Geld für die Künstler? Klar müssen wir darüber reden, wo das in Zukunft herkommen soll. Keiner kann ernsthaft wollen, dass Künstler nur noch in ihrer Freizeit kreativ sein dürfen. Was nebenbei gesagt im Film- und Fernsehbereich beim durchschnittlichen Aufwand einer Produktion überhaupt nicht gehen würde. Hier habe ich genauso wenig Patentlösungen wie alle anderen. Aber wenn ich sehe, dass sich ganze TV-Sender fast ausschließlich durch Werbung finanzieren, muss man mit dem Suchen nach Lösungen ja zumindest nicht bei Null anfangen. Sicher muss man hier ganz neue Formen der Werbung ausprobieren, vielleicht muss man hier auch Kröten wie massives Product Placement schlucken, aber ich bin davon überzeugt, dass etwas, das viele sehen, hören oder lesen wollen, immer auch Möglichkeiten bietet, damit Geld zu verdienen.

Gleichzeitig muss es wieder mehr Respekt vor der Arbeit eines Künstlers geben und auch vor ihm als Mensch. Dass sich bei jeder kritischen bzw. verunsicherten Stimme eines bekannten Künstlers zum Thema Urheberrecht immer einer findet, der gerade diesen Künstler sowieso beknackt, untalentiert und/oder überholt findet, ist dem Thema nicht angemessen. Wenn man dafür kämpft, „Werke frei verfügbar“ zu machen, dann doch wohl hoffentlich, weil man die Werke schätzt. Alles andere wäre niederträchtig.

In einem (zugegebenermaßen nicht besonders originellen) Drehbuch würde ich die Kontrahenten mit den achso unterschiedlichen Charaktereigenschaften und Positionen gemeinsam im Aufzug feststecken lassen. Am Besten übers Wochenende. Wo sie dann zwangsläufig ihre wahren Gefühle und Verletzungen offenbaren müssen und am Ende feststellen, dass sie a) gar nicht so weit auseinander sind und b) nur gemeinsam zu einer vernünftigen Lösung kommen werden. Ich weiß: in der Realität ist es nicht ganz so einfach. Aber, hey, ein gutes Ende für einen Film zu finden, ist immer der schwierigste Teil der Arbeit …

20 Kommentare

Anja

Ich kaufe auch gern (schon weil ich dvds auch gern im schrank habe – genau wie bücher). trotzdem hätte ich natürlich nix dagegen wenn nicht alle inhalte, die es mehr oder weniger “frei” im netz gibt, mit dem patentgewehr verteidigt würden. zumal es ja auch querelen zwischen künstlern und z.b. den dazugehörigen plattenfirmen gibt: was die einen freigeben wollen, sehen die anderen noch lange nicht ein.

von daher wäre ich der lösung “ihr könnt kopieren/streamen/saugen, wenn ihr wollt, aber zahlt einen obulus” nicht sooo abgeneigt. ich bin natürlich bereit, eine künstlerische leistung, die ich nutzen möchte, finanziell zu würdigen. das bedeutet ja auch arbeit, zeit oder sonstigen aufwand. die frage ist natürlich: wer zahlt was wofür und wieviel? und was die lieben deutschen interessiert: wer überwacht’s??

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Paul Grau

Bin beeindruckt! Sowohl inhaltlich als auch erzählerisch ein sehr gelungener Text.

Bis auf das mit der Werbung, das muss anders gehen. Da bezahle ich lieber für einzelne Sendungen, die mich interessieren – gerade letztens erst hierfür: http://urbanizedfilm.com/

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Michael

Es gibt sicherlich mehrere Wege zur Finanzierung. Passend zum “Produkt” macht manchmal das eine mehr Sinn, manchmal das andere. Wahrscheinlich hilft hier nur “trial and error”.

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Mario

Sehr schöner Text, der die Probleme gut zusammenfasst.

Was ich bezüglich der “Aggressionen” der Urheberrechtskritiker vielleicht für mich anmerken würde: Es ist kein Wunder wenn man über Jahre (Jahrzehnte?) damit sozialisiert wurde ein “Raubmörderkopierer-Verbrecher” zu sein, das doch ein kleiner latenter Hass gegenüber einigen(!) Teilen der Kreativitätsindustrie entwickelt wurde.

Dazu haben mich DRM und andere Kopierschutzmaßnahmen bei legal erworbenen Produkten und unzeitgemäße legale Vertriebsformen auch zusätzlich ein paar mal zu viel fluchen lassen. (ging ja immer alles zu lösen, nur der absolut sinnlose Zeitaufwand…. )

Das Vertrauen ist ziemlich futsch und ich glaube es wird lange dauern bis es wieder vorhanden ist. Ich denke auch nicht, das man die “Aggressionen” zu sehr auf die Künstler beziehen sollte, sondern es ist eher ein Ausdruck darüber, wie man als “Kunde” von der “Industrie” behandelt wurde (und auch wird). Die Künstler haben sich dort wohl einfach in die Schusslinie gestellt und damit (sicherlich auch zu unrecht) etwas von den vorhandenen Aggressionen abbekommen, die aber gar nicht zu sehr auf diese gerichtet ist.

Künstler und Kreative werden in meinen Umfeld weiterhin geschätzt und man ist auch bereit diese zu unterstützen, aber irgendwie hat sich die Bereitschaft der Unterstützung zielgerichteter entwickelt. Vielleicht ein Paradigmenwechsel das in einer globalen Welt des kreativen Überflusses aller Art, das Geld dahin fließt wo das Gefühl der Nähe zwischen dem Kreativen und mich als Konsumenten größer ist.

Vielleicht stirbt damit die Popkultur und es konzentriert sich mehr auf kleinere individualistischere Gruppen die von den Kreativen bedient werden. Wenn das so ist, würde ich diese Entwicklung nicht unbedingt bedauern…

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Michael

Um die “Popkultur” ist mir jetzt nicht Angst und Bange. Etwas in dieser Art wird es immer geben, wir sind doch Herdentiere. Aber ich glaube auch, dass es nebenher deutlich mehr Nischen geben wird – es ist technisch mehr und mehr möglich und es macht ja auch Sinn …

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günni

Zuerst einmal chapeau zu Michels Artikel – fand ich sehr lesenswert, da er einige Probleme aus Sicht eines Kreativen zusammenfasst und auf den Punkt bringt.

Ein Kernproblem, zumindest aus meiner Sicht: vielen Beteiligten fehlt schlicht das Wissen über wirtschaftliche Zusammenhänge, das Machbare und erforderliche Abläufe. Statt dessen erheben sich viele zu Experten in der Angelegenheit, und deklarieren “Meinungen” zu Fakten. Alleine die Vermischung von Verlagen, Literaturagenten, Musik-Labels, Filmstudios, Verwertungsgesellschaften wie GEMA, VG-Wort, VG-Bild und Stellen wie GEZ zur “Content-Industrie” tut der Sache schon nicht gut und muss zum Scheitern führen. Als Autor von Sachbüchern kann ich schon nicht mehr über Abläufe für Dehbuchautoren mithalten – und kürzlich musste ich sogar feststellen, dass selbst die Vergütungsmodelle der VG-Wort für Belletristik-Autoren anders gehandhabt werden, als in der Abteilung Wissenschaft.

Von daher bin ich skeptisch, ob die jetzt geführten Diskussionen überhaupt zu irgend einem ausgewogenen Ansatz eines modifizierten Urheberrechts führen können. Denn ich bezweifele, dass sich auch nur eine Handvoll der an der Diskussion Beteiligten überhaupt bezüglich der Tragweite bestimmter Vorschläge und der möglichen Implikationen Gedanken machen. Die denkbare Verkürzung des Urheberrechts auf 5 oder 10 Jahre nach Schaffen des Werks stellt für mich persönlich kein Problem dar. Meine Werke sind nach spätestens 2 oder 3 Jahren technisch hoffnungslos überholt. Ein Autor im Belletristik- oder Drehbuchbereich, der sich 5 oder 10 Jahre vergeblich bemüht hat, sein Werk an einen Verwerter zu bringen, wird sich mit Recht ziemlich angepisst fühlen dürfen, wenn Dritte sein Werk nach Ablauf der Schutzfrist vermarkten können und dann ggf. einen wirtschaftlichen Bestseller landen. Ist jetzt nur ein ganz selektiver Aspekt der Debatte.

Zum “Manifest” (wir-sind-die-urheber) und dem Shitstorm, der daraus im Netz gemacht wurde, nur zwei Gedanken. Taktisch fand ich die Wortwahl und den Sprachduktus unklug (da hat vermutlich jemand nicht wirklich nachgedacht bzw. man hätte den Text verbal weniger angreifbar gestalten sollen) – aber ich habe den Text mehrfach gelesen – schleift man den Text bezüglich Wortwahl, und Sprachduktus, bleiben eigentlich vernünftige Erkenntnisse und Forderungen übrig (ich möchte z. B. auch nicht, dass Google mit Google-Books ein Geschäftsmodell auf meinen Kosten als Buchautor aufziehen kann, und dann argumentativ daherkommt, dass ich mich freuen darf, weil ja Werbung für mein Werk gemacht wird). Und meine Lebenserfahrung nach 25 Jahren Autorschaft bzgl. Arbeitsteilung mit Verlagen ist im Text des Manifests auch getroffen.

Was dann in Kolumnen, Blogs, Forenkommentaren etc. zum “Manifest” geschrieben wurde, empfand ich schlicht als unlauter und teilweise böswillig. Es mag sein, dass mit entsprechendem Hintergrundwissen zum Verfasser des Manifests (einem Literaturagenten) jemand bestimmte Schlüsse für sich ziehen kann – Geschmäckle bekommt’s, wenn das dann als Position (ggf. noch unter Einbeziehung gewisser Presseberichte) in Blogs rausgehauen wird. Und einen Autor, der das Manifest gezeichnet hat, als blöde, Hure der Verwerter-Mafia etc. zu bezeichnen, geht gar nicht. Denn der Betreffende zeichnet genau den Text des Manifests und steht erst einmal für sonst nichts (auch nicht für den Urheber des Manifests, der zufällig Literaturagent ist – und auch nicht für Presseartikel, die vielleicht zum Thema irgendwo erschienen sind), ist jedenfalls meine Sichtweise.

Ich habe mir auch den Text von wir-sind-urheber.de angeschaut – beim ersten Überfliegen hätte ich gesagt, “kann man in weiten Teilen auch unterschreiben”. Bei näherer Analyse habe ich mich gegen entschieden, weil da bereits im ersten Absatz in genau der unfairen Dialektik Prämissen zum Dogma erhoben werden, die man nach meiner Lesart nicht im ursprünglichen Manifest findet (es sei denn, man interpretiert das Wörtchen “die” im Domain-Namen wir-sind-die-urheber.de und den Titel des Manifests böswillig als Alleinvertretungsanspruch). Semantisch kann man “die” ja auch neutral als “wir sind die Urheber – (der von uns veröffentlichten Werke)” interpretieren, also hört auch mal unsere Position. So arbeitet sich das “Gegenmanifest” für meinen Geschmack an stilistischen Feinheiten, Annahmen und Hintergrund(halb-)wissen zum Ursprungs-Manifest ab, und grenzt sich ab, was am Kern der Sache vorbeigeht. Urheber des Gegenmanifests sind die Junge Piraten e.V. – von daher kann ich mir in etwa einbilden, verstanden zu haben, wie dieser Text entstanden ist. Für mich bleibt der Schluss “gut gemeint, ist nicht immer gut gemacht” – wobei wir wieder beim obigen und imho vorzüglichen Blog-Beitrag sind.

Abschließender Gedanke – einfach ins Unreine formuliert: Aus taktischer Sicht war der Ansatz “ein Manifest von einer Gruppe von Autoren aufsetzen und zeichnen zu lassen” gar nicht mal so schlecht. Es ermöglicht eine Gegenposition zu manchen Strömungen im Netz einzunehmen, die eine andere Sichtweise zeigt (so funktioniert Lobby-Arbeit, wenn man eine Diskussion nicht schweigend der Gegenseite überlassen will). Leider ist das dann zum Shitstorm verkommen. Aber machen wir uns erst einmal nix vor, 95% der Bevölkerung Deutschlands geht das alles am Dingensbumens vorbei.

Zu Mario und DRM und Content-Industrie: Einfach ein paar Gedanken. Für mich als Buchautor gibt es keine Content-Industrie. Ich habe (wie über 130.000 Autoren auch, einen Wahrnehmungsvertrag mit der VGWort, um bestimmte Rechte von dieser wahrnehmen zu lassen). Und ich habe einen Vertrag mit Verlagen, um meine Werk verlegen und möglichst auch Einnahmen sowie Tantiemen erwirtschaften zu können. Bei beiden (Verlage und VGWort) sehe ich keine Content-Industrie. Wenn ich aber mal weiter denke und zukünftig als Indie-Autor vielleicht bei Amazon und Apple publiziere, käme man der Content-Industrie vermutlich schon ein Stück näher – denn die Marktmacht dieser Firmen ermöglicht durchaus deren Interessen massiv durchzusetzen.

Zudem: DRM hat erst einmal mit Urheberrecht nichts zu tun, sondern ist schlicht eine technische Angelegenheit, um die Interessen der Anbieter des Content – nämlich “keine Benutzung außerhalb der vorgesehenen Anwendungsweise” – zu gewährleisten. Ich gebe dir Recht, dass die Handhabung der DRM-Funktionen heute ein Problem darstellt. Aber mal postuliert, es gäbe einen Standard, der es technisch für den legalen Erwerber eines Musiktitels, Buchs, Films etc. möglich macht, dieses problemlos auf verschiedenen Geräten wiederzugeben – es aber verhindert, dass dieses missbräuchlich mehrfach als Kopie an Dritte weitergegeben wird – dann wäre das Thema DRM doch vom Tisch- oder? Leider vermisse ich da irgend eine Diskussion diesbezüglich im Netz. Wenn Amazon oder Apple ein neues Digitalformat mit oder ohne DRM vorstellen, wird das zur Kenntnis genommen und alle Welt wartet, ob sich das Ganze durchsetzt. Falls nicht, stirbt das Ganze und man hechtet zur nächsten Sau, die durch’s Dorf getrieben wird. Gibt’s keine Reader mehr, die ein Format lesen können, kann der Content (egal ob mit oder ohne DRM) auch nicht mehr wiedergegeben werden. Von daher werde ich das Gefühl nicht los (bei allem Verständnis für die technischen Unzulänglichkeiten bei der DRM-Implementierung), das die diesbezüglichen Diskussionen am Kern der Sache vorbei laufen.

Abschließend noch ein kurzer Gedanke zum Thema Finanzierung. Auch Michel gesteht Autor des Blogbeitrags, dass er als Drehbuchautor keine wirkliche Idee hat, wie man seine Werke anders finanzieren könnte. Und das, obwohl die Ergebnisse von Drehbüchern doch oft in Werkstücken münden, die bei einer Aussendung viele Menschen erreichen und ggf. Werbeeinnahmen einspielen sollten. Aber bei den Privaten wird es doch sichtbar “Quote ist alles” …

… und nun schauen wir mal praktisch. Abseits der im einstelligen Prozentbereich (Schätzung von mir) liegenden Quoten-Kings wird sich der große Rest nicht oder nur sehr schlecht über alternative Einnahmemodelle finanzieren können. Denn “Werbeeinnahmen” laufen doch in einen Topf und werden nach Quote verteilt (aber hier bin ich kein Experte, da ich keine Drehbücher schreibe) – oder etwa nicht?

Noch eine Erfahrung: Ich kann seit 25 Jahren aus den Tantiemeneinnahmen meiner Autorentätigkeit leben (sind Fachbücher). Da sind Auflagen von 3.000 bis vielleicht mal 50.000 Stück drin. Fakt ist, dass ich als Autor in den letzten Jahren viele (für mich interessante) Buchthemen habe fallen lasse, weil sie “sich nicht rechnen” (BOD ist auch keine wirtschaftlich gangbare Lösung). Erkenntnis ist auch, dass die Verlage seit einigen Jahren schlicht und ergreifend gezwungen sind, das Programm zu bereinigen, weil die Querfinanzierung nicht mehr trägt. Exotenthemen fallen daher unter den Tisch und werden nicht mehr angegangen, weil die Kosten nicht mehr rein kommen (von Autorenhonoraren reden wir erst nicht). Am Ende des Tages ist es ein rein kaufmännisches Problem – brechen mir z. B. 10 Prozent der Einnahmen weg, werde ich nicht unbedingt in Konkurs gehen, aber ich werde alle Kosten und Produkte auf den Prüfstand stellen müssen. Die Folge ist eine massive Bereinigung des Produktportfolios. Books on Demand, so schön dies als potentielle Erfolgsquelle für Indie-Autoren gepriesen wird, sind imho aus kaufmännischer Sicht nur für den Anbieter lukrativ. Er muss es lediglich schaffen, die von der “Crowd” eingestellten Werkstücke so häufig umzusetzen, dass seine Gestehungskosten mindestens gedeckt und möglicherweise ein Gewinn erwirtschaftet werden kann. Drückt er die Gestehungskosten, geht das recht leicht – denn das wirtschaftliche Riskio trägt der Autor eines eingereichten Werks. Wenn ich es dann als Anbieter noch schaffe, eine oder zwei Erfolgsstories zu platzieren, ist die Karotte platziert – für die meisten Esel, die die Karre ziehen, bleibt die Karotte trotzdem unerreichbar.

Jetzt kann man auf “alternative Bezahlmodelle” hoffen oder alle Kreativen mit einer Kulturflatrate (auf dem Niveau von ALG II?) abspeisen. Zu den alternativen Bezahlmodellen fällt mir persönlich nur ein: Die werden mit hoher Wahrscheinlichkeit nur für ganz wenige funktionieren, egal was da propagiert wird.

Ich befasse mich als Blogger mit Flattr, Paypal-Spenden, Google Adsense, Affiliate-Vergütung und was weiß ich noch. Wenn ich so im Netz recherchiere, ende ich immer “total besoffen” von den vielen tollen Bezahlmodellen, die ich Dussel noch nicht genutzt habe. Ich Dussel habe natürlich auch nie die Idee gehabt, eine Website “Reich durch Flattr” – “Millionär mit Online-Marketing” oder ähnlichem aufzusetzen.

Allerdings habe ich Flattr, PayPal, Adsense und Affiliate-Modelle zur Monetarisierung aufgesetzt und experimentiere mit vielem. Beim Blick auf die Ergebnisse frage ich mich aber regelmäßig, “bist Du nur alleine so blöd, dass da nix bei rumkommt”? Flattr habe ich nach 2 Monaten rausgeworfen, weil 0 Euro Einnahmen zu verbuchen waren (obwohl Blog-Besucher explizit nach einem Flattr-Button gefragt hatten), aber das Plugin meinen Blog immer mal wieder geschwindigkeitsmäßig ausgebremst hat.

Amazon-Affiliate finanziert mir von Zeit zu Zeit ne Pizza, andere Affiliates stehen seit 6 Monaten auf 0 Euro und fliegen jetzt raus – nur mit Google Adsense schätze ich die Werbeeinnahmen auf 2.000 bis 3.000 Euro pro Jahr. Davon leben wird nicht gehen. Ich könnte nun noch eine direkte Vermarktung von Werbeanzeigen durch Firmen versuchen – aber da drehe ich ein riesen Rad, ohne zu wissen, ob ich Erfolg haben kann.

Als jemand, der Zahlen hinter den Zahlen interpretieren kann, war ich dann, ob dieser Erfahrungen & Erkenntnisse, bereits skeptisch. Aber es blieb ein Restzweifel, ob die Masse der Anderen es nicht besser kann und es an mir liegt. Als Blogger-Kollegen, die wesentlich mehr Besucher haben und recht populär sind, irgendwann mal erwähnten, Flattr rausgeworfen zu haben, weil nach 2 – 3 Monaten so ca. 30 Euro hängen blieben, war meine Erfahrung irgendwie bestätigt. Lediglich Tim Pritlov setzt nach eigenen Angaben ca. 2.800 Euro/Monat mit Podcasts um. Sascha Lobo und Richard Gutjahr würde ich auch noch signifikante Flattr-Einnahmen zusprechen (obwohl ich von Richard schon Aufstellungen gesehen habe, die mich nicht vom Hocker gerissen haben). Alle hier genannten Personen würde ich als Rampensäue (hoffe niemanden zu beleidigen) sehen, die eine große öffentliche Popularität genießen. Für 99% des Rests wird das Modell aber nicht funktionieren. Und wenn Tim Pritlov die Flattr-Einnahmen (wegen technischer Probleme, weil er gesperrt wird etc.) wegbrechen, ist Schicht im Schacht (alte Regel: Setze als Unternehmer nie auf einen Kunden). Bei Google Adsense, Paypal und was auch immer gilt das Gleiche.

Man kann das Ganze weiter spinnen (z. B. Indie-Musik, BOD für Autoren etc.). Meine Erfahrungen sind da ganz schlicht: Das funktioniert für eine handvoll Kreative hervorragend. Die werden dann als Erfolgsstory durch die Medien getrieben – nur der große Rest wird leer ausgehen und zum Feierabend-Künstler verkommen (müssen).

Das einzige, was bis jetzt funktioniert hat (kann nur für Bücher sprechen), ist der Verkauf der Werke und Beteiligung des Urhebers an Tantiemen. Und da ist es für den Erfolg nicht schlecht, einen professionellen Partner in Form eines bekannteren Verlags zu haben.

So, das waren jetzt einfach ein paar Gedanken und Erfahrungen.

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Michael

Wow! Was für ein langer und interessanter Kommentar. Danke!

Zu zwei Punkten wollte ich kurz etwas sagen:

Zunächst einmal volle Zustimmung, dass hier viel zu viele Leute mit zu viel zu wenig Wissen über viel zu viele Themen gleichzeitig diskutieren. Das ist für den Anfang einer solch wichtigen Debatte sicher okay und sogar wichtig, aber in einem nächsten Schritt müsste man irgendwann differenzieren (denn es ist für einen Drehbuchautor tatsächlich eine ganz andere Situation als für einen Musiker etc.) Und man muss mehr Expertise und Fakten in die Debatte bringen. Ich finde es auch selbst erschreckend, wie oft besonders in Kommentaren vermeintliche Fakten an die Köpfe der Gegner geworfen werden.

In diesem Sinne der zweite Punkt: Wie kommen die Einnahmen von Drehbuchautoren zustande. Nur kurz (vielleicht wäre das auch mal einen Blog-Eintrag wert …). Der Autor wird vom Fernsehproduzenten vorab bezahlt. In Raten – bei Fernsehfilmen ist es z.B. oft so, dass man erst einmal immer nur einen Teil des Geldes für ein Exposé / Treatment / erste Drehbuchfassung usw. bekommt und den Löwenanteil der Bezahlung sogar erst, wenn der Film wirklich gedreht wird. Somit trägt man gezwungenermaßen das Risiko der Realisation mit. Wird der Film (oder die Serie) aber realisiert, ist man damit durch. Quoten oder Werbeeinnahmen haben keinen Einfluss auf die Bezahlung. Höchstens indirekt, weil man als erfolgreicher Autor bei neuen Verhandlungen vielleicht mehr aushandeln kann.

Antworten
Alex

Noch eine Anmerkung: Das Problem der unterschiedlichen “Gewerke” im Kreativbereich sieht man auch daran: Ein Sprecher (Also Werbung, Off Texte, etc.) Wird je nach Kunde und Auftrag mal pauschal vergütet, quasi als Dienstleister für die Aufnahmen, ein anderes mal als “Künstler”, der für jede Nutzung seines Werks Geld bekommt. Während also der Eine für ein komplettes Hörbuch vielleicht 1000 Euro erhält, klingelt bei dem anderen jedes mal die Kasse, wenn irgendwo “Coco Cola is it” ertönt. Absurd. Aber der Markt und die eigene Vermarktung machen den Unterschied.

Antworten
Ilja

“Keiner kann ernsthaft wollen, dass Künstler nur noch in ihrer Freizeit kreativ sein dürfen.”

Aber sicher kann ich das. Abgesehen davon, dass dies den meisten gar nicht droht, weil man für genügend Sachen wie Konzerte, Lesungen usw. auch Geld verdienen kann, täte es der Kultur gut, wenn der ganze Schrott von Leuten, die “Kunst” schaffen um Geld zu verdienen ersatzlos entfallen würde. Es würde weniger geben, aber das Allermeiste von dem, was wegfallen würde, wäre Schrott, der heute den Markt zumüllt

Der wirkliche Künstler macht seine Kunst nicht für Geld, er macht sie auch, wenn es höchstens Gefängnisstrafen dafür gibt. Und den Rest kann man getrost vergessen.

Ich bin auch Urheber, und schreibe meine Texte nicht für Geld.

Antworten
Michael

Das ist jetzt so ein Beispiel für einen Beitrag, wo es mir eindeutig an Respekt vor der Arbeit von Künstlern mangelt. Ich finde es auch etwas redundant darauf hinzuweisen, dass wir “Schrott, der heute den Markt zumüllt” nicht brauchen. Das Problem ist nur, dass doch jeder etwas anderes als Schrott sieht bzw. mag.

Man sollte an solch einem Punkt meiner Ansicht nach anders an die Diskussion rangehen: Ich denke an ein Kunstwerk, das ich mag – also ein Lied, einen Film oder ein Buch – und frage mich, wie es auch in Zukunft dazu kommen kann, das jemand so etwas Gutes macht. Das wäre für mich eine sinnvolle Diskussionsgrundlage.

Antworten
Ilja

Ja, an Respekt für Künstler, die sich ihr Geld über staatliche Gewalt gegen “Raubkopierer” verdienen wollen, mangelt es mir in der Tat vollkommen.

Maler können vom Verkauf ihrer Werke leben, daran hindert sie ohne Copyright auch keiner. Filme, die wirklich gut sind, brauchen kein großes Budget – da reichen die Kinoeinnahmen völlig aus. Für Rockbands reichen die Konzerte. Wer hätte denn ohne Copyright bei Woodstock gefehlt? Theater hat auch nie Copyright gebraucht, und wird es auch nicht.

Bleiben Bücher. Und deren Autoren ist, zumindest bei guten, die Verbreitung des Inhalts wichtiger als die Einnahmen. Da gehe ich gerne die Idole meiner Jugend durch: Mandelstam, Bulgakow – die brauchten alle kein Copyright. Christa Wolf hätte auch ohne Copyright geschrieben. Welcher Autor wäre auch nur im Traum dafür, dass zig Jahre nach seinem Tod die kostenlose Verbreitung seiner Bücher von der Polizei verhindert wird? Na hallo.

Und Lieder? Na sicher gäbe es die alle, ohne Ausnahme. Wladimir Wyssozki ist nur über Tonbbandmitschnitte verbreitet worden. Bulat Okudzhava dadurch, dass die Leute seine Lieder selbst gesungen haben.

Filme sind das Einzige, wo überhaupt plausibel ist, dass bei Wegbrechen gewisser Finanzierungsmöglichkeiten ein paar Meisterwerke entfallen wären. Nur, wie viele? Die, die mir wichtig sind, wären kaum darunter gewesen. Tarkowski? Ist low budget. Das Leben des Brian? Da dürften auch die Kinoeinnahmen zur Finanzierung gereicht haben.

Wie ich andere Künstler, die mir gefallen, unterstützen würde? Einfach mal dadurch, dass ich meine eigenen Werke kostenlos verbreite, und das kann ja auch mal eine Reklame für wirklich gute Kunst sein.

Jeder mag was anderes, klar, aber das was ich nannte, ist ein recht unabhängiges Kriterium für Qualität. Wenn ich sage “Das hat er nur geschrieben um Geld zu verdienen”, dann brauche ich doch gar nichts mehr zum Inhalt zu sagen, das ist bereits eine extrem negative Kritik, völlig geschmacksunabhängig. Tja, und wenn ein Werk entfällt, weil weniger Geld mit verdient werden kann, dann ist diese Negativkritik für das entfallende Werk ja ganz offensichtlich keine gemeine Verleumdung, sondern einfach nur ein Fakt.

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Michael

Das ist mir tatsächlich zu radikal und meiner Ansicht nach auch nicht umsetzbar in unserer Gesellschaft.

Ein Gedanke dazu: Ich bin ein großer Bewunderer der amerikanischen Serie “The Wire”. Ich halte sie für ein modernes, erzählerisches Meisterwerk und sehe vor allem die Autoren (aber auch andere Beteiligte) als geniale Künstler. Nun bin ich aber ziemlich sicher, dass die das AUCH gemacht haben, um davon zu leben. Und natürlich erreicht man hier – wie bei vielen anderen exzellenten Serien – mit Live-Auftritten und Kinokasse nix. Das läuft alles über Pay-TV, internationale Rechteverkäufe und DVD-Verkauf. Es wäre für mich aber ein Jammer, wenn niemand solche Produktionen angehen würde, weil die Aussicht damit Geld zu verdienen (oder überhaupt erst mal die Kosten wieder reinzubekommen) ungewiss ist. ICH möchte nicht, dass so etwas jemand in seiner Freizeit machen muss. Ich würde ja auch dafür bezahlen. Und da bin ich sicher nicht der Einzige. Für mich wäre interessanter herauszuarbeiten wie man solche Produktionen für die Zukunft sichern kann oder gar fördern kann, ohne dass man das Internet reglementiert. Das halte ich für möglich, aber wir sind noch nicht so weit …

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dim

Sehr interessant, und ausnahmsweise sogar ein lesenswürdiger Text. Ich persönlich bin der Meinung, dass viele Künstler a la fräulein Roche, die nur ein bisschen populär geworden ist, weil ihre Werke neue Obszönitäten enthielten. Sie aber schlussendlich für nicht gut-genug befunden wurde. Sich am meisten darüber aufregt in der falschen Illusion, jemand würde ihre Werke kostenlos anhören. Und die sinkenden Verkaufszahlen gibt man nicht sich selber (wer sagt schon “oh dieses Album von mir ist ja wirklich die letzte Schei***”) nicht den hohen Preisen die die Verlage denen aufdrücken, von denen nur 3-5% wirklich an den Künstler gehen. Sondern dem reichen, gierigem Bürger, der die Künstler hungern lassen will.
Aber Hay, wer nannte uns (mindestens 10% der deutschen Bürger) Jahre lang Räuber, Diebe und brauchte uns vor das Gericht? Warum meint ihr dass euch euere Hörer und Leser anbeten sollen, wenn ihr sie als Räuber und Schmarotzer bezeichnet.
Die meisten von den Künstlern haben einen privaten Fuhrpark, und bezeichnen einen 17jahrigen, der keine 40€ in der Tasche hat für ein Album als den Kulturzerstörer.
Und die Newcommer, die wir angäblich hindern groß rauszukommen, das sind wir. Wir spielen Musik, wir machen Kultur, umsonst. Wir verbreiten sie, und sind froh weil unsere Gitarre und Gesang Tausendfach über Youtube verbreitet wird, und wir “euch” Konkurrenz machen.
Von daher, geht ruhig unter, wir schaffen es schon irgendwie ohne Dieter Bohlen, Buschido etc schon irgendwie nicht ohne Musik einzugehen. Das haben Mozart und Bach auch schon irgendwie geschafft.

Antworten
Michael

Ich kann – wie gesagt – den Frust ein Stück weit verstehen, auch wenn man sicher differenzieren muss bei den Sachen, die einen frustrieren und den Forderungen, die man daraus ableitet.

Doch mal ganz konkret: Gibt es keine Künstler, die Dir selbst gut gefallen? Und wenn doch: In welcher Form wärest Du bereit, diese zu unterstützen, so dass sie weiter ihre Werke schaffen können?

Antworten
dim

Hallo, hört sich beim zweiten Durchlesen vielleicht tatsächlich frustrierend, oder dramatisierend an, aber ich habe versucht das Gefühl rüber zu bringen, welches eine Generation hat, wenn sie gegenüber, ich sag mal Urheberdinosauriern steht.

Ich komme aus einem Kreis, der sehr viel mit Kunst zu tun hat, viele Freunde sind Metalbands, Elektro-DJ’s die auflegen, und Veranstalter, es ist ein ziemlich gut funktionierendes Netzwerk. Viele arbeiten ehrenamtlich auch gleich nach dem Auftritt als Security, während die nächste Band spielt, was ironischer Weise sehr viel besser bei den Besuchern ankommt als ein Polizeiaufgebot, und die “gehorchen” den Bandmitglieder auch nach deren Vorstellung.
Sie verteilen oft ihre CD’s umsonst, damit man sie an Freunde etc weitergibt. Natürlich verkaufen sie diese an den ständen, aber für ein Kopierschutz.. dafür sind sie “zu jung” als dass sie nicht verstehen würde, jedes Kind könnte diesen umgehen.
Ich habe da auch mitgearbeitet bis zu meinem Studium, und die meisten haben Piratenflyer verteilt. Weil sie eben verstehen, dass sie von ihren Konzerten und Auftritten leben und nicht von den Plattenverkäufen. Was anderes ist, dass niemand sich mit ihren Lieder bereichern darf, sprich sich ihre Texte ohne zu fragen aneignen. Was aber gang und gebe ist, und was auch schwer nachweisbar ist, wenn man als kleiner Künstler nicht sofort den Text geschützt hat, weil es zu teuer war.
Es sind keine Superstars, aber diese können doch von ihren Werken leben, wenn sie den einen oder anderen Proche verkaufen. Ich komme eben aus diesem Kreis, die die großen Künstler “beschützen” wollen, der aber weiß, dass die alten den Jungen nur Maulkorbverträge aufbrummen wollen, und dann wirklich ausbeuten.

Konkrete Konzepte präsentieren Jamanado.de und andere Platformen mit CC-Lizensen. Schauen sie doch bitte dort nach, sie werden überrascht sein, wieviel Künstler das Manifest der Urheber nicht unterzeichnet haben.

Gruß

Antworten
Michael

Oh je, bitte duzen. Ich sehe mich wirklich auch nicht als Urheberdinosaurier. Ich bin zwar kein Digital Native, aber das Internet war von Anfang an immer sehr stark in mein Leben integriert, so dass ich glaube, beide Seiten zu kennen. Die des Urhebers, der Sorgen hat, wenn plötzlich alles zur Disposition zu stehen scheint. Aber auch die des Users, der so oft an Grenzen stößt, die er nicht versteht und eigentlich das Potential des Netzes sieht.

Du meinst wahrscheinlich jamendo.com – finde ich sehr interessant!

Antworten
dim

Wie ihr begehrt. Nein, klar können wir uns auch duzen. 😉
Das System ist simpel wie schlau. Anstatt dass man Menschen verurteilt, die eine inovative Geschäftsidee verwirklichen (siehe Kino.to) will man mehr und mehr, und für jedes Mal für das Anschauen eines Filmes Kohle kassieren. Dabei ist die Idee mit den Werbespots, welche den Betreibern Geld bringen, ja gar nicht mal so neu, seit der EInführung von Privatfernsehen.

Mir ist ebenfalls eingefallen, dass einige Künstler Wasser predigen und Wein trinken. Ich verweise auf Buschido, der selber wegen schweren verletzungen des Urheberrechtes verurteilt wurde, weil er Texte und Melodien raubkopiert. Aber seine Kanzlei dazu anstiftet seine Fans ganz besonderes stark abzumahnen in Fällen von runtergeladenen Songs von ihm. Mit Texten “Ihr werdet’s nie verstehn Das man klaut, das man raubt”.

Da kann ich nur sagen, was Sido rappt, der ebenfalls eine Abmahnwelle nach der anderen startet, und seine Fans ganz scharf verurteilt seinen Film nicht zu rauben, sondern legal zu beschaffen. “HOL DOCH DIE POLIZEI ”

Ich würde mir weder den einen noch den anderen holen, nichteinmal wenn man mir Geld bietet. Aber, warum verherrlicht man Kriminalität, und ruft sofort das Gericht an, wenn die Fans ihre Texte ausleben?
Und bin ich als Ingeneur nicht vielleicht eine viel größere Bereicherung für die Kultur und Kunst, als Sido und Buschido zusammen?

Sorry, wenn meine Texte immer so lang werden 😉

Paul

Hallo,
ich sehe das ganze eigentlich eher weniger als Urheberrechtsproblem denn als Problem der Verwerter.

Wenn ich Serien aus den USA technisch zwar sehen kann, da ich sie übers Internet bekomme, praktisch aber keine legale Möglichkeit habe sie in Deutschland frühzeitig zu sehen.

Wenn ich als legaler DVD/BR-Käufer mit Zwangs-Werbespots ala “Raubkopierer sind Verbrecher” gegängelt werde, die ein Raubkopierer sich aber nicht anschauen muss, nur um den Film endlich zu starten, wenn ich bei Film-Downloads mit DRM (die Musikindustrie hats ja endlich kapiert und macht seitdem ein gutes Geschäft mit legalen Kaufmöglichkeiten von DRM-freier Musik) befürchten muss, dass der DRM-Anbieter pleite geht bzw. seine Server aus anderen Gründen abschaltet und ich meine Filme deshalb nicht mehr sehen kann bzw., wenn ich wegen DRM die gekauften Filme zwar auf dem PC, nicht aber auf dem Fernseher oder dem Tablet anschauen kann.

Wenn ich als Käufer eines eBooks keine Möglichkeit habe dies einem Freund zu leihen oder weiterzuverkaufen (die meisten Bücher lese ich nur einmal).

Dann verstehe ich, warum man lieber auf illegale Angebote eingeht, weil man entweder kein legales Angebot hat oder weil man bei den legalen Angeboten furchtbar gegängelt wird. Dann verstehe ich auch, warum sich ein Frust aufbaut.

Ob die Urheber da die richtige Adresse sind wage ich zu bezweifeln. Warum sie sich von den Verwertungsgesellschaften als Frontschweine vorschicken lassen verstehe ich aber auch nicht.

Ich persönlich habe kein einziges MP3 mehr heruntergeladen, seit ich die Möglichkeit habe legal und DRM-frei Songs zu kaufen. Aber sowohl bei Büchern als auch bei Filmen halte ich mich sehr zurück.

Ich empfinde DRM als völlig unmögliche Gängelung. Das liegt aber auch vor allem daran, dass mittels DRM immer die maximale Beschneidung der Rechte des Käufers vorgenommen wurde und das DRM eben immer an einen Anbieter gekoppelt ist von dessen “Überleben” bzw. seinem witschaftlichen Handeln abhängig ist, ob ich meine Filme noch in zehn Jahren sehen kann.

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