Sex, Klugscheißerei und Namen. Darum geht es mir heute. Es gibt bei der Bearbeitung des Manuskripts von „Soap“ drei völlig unterschiedliche Fragestellungen, über die ich mir zur Zeit Gedanken mache. Es würde mich sehr freuen, wenn die fleißigen Kommentatoren mir ein wenig bei der Beantwortung helfen. (Während man weiterhin natürlich das erste Kapitel lesen und kommentieren kann.)
1. Sex
Sex sells. Das ist eine der größten Binsenweisheiten. Dennoch habe ich es in meinem Manuskript vielleicht ein wenig übertrieben. Und das nicht mal, weil ich mir damals gedacht habe „Oh, mit explizitem Sex wird es bestimmt ein Bestseller“, sondern aus zwei anderen Gründen: Erstens: Ich war jung. Zweitens: Es hat einfach gut getan, dem engen Korsett einer Familienserie zu entkommen, die am Vorabend gesendet wird. Dort schreit natürlich jeder sofort „Halt“, wenn zwei Menschen sich näher kommen oder zu viel nackte Haut zu sehen ist. Wobei die „Lindenstraße“ ja sogar noch verhältnismäßig viel Nacktheit wagt. Aber dass ein Pärchen mal Tacheles über Sex redet oder so, wird es auch dort nie geben. Dabei ist auch DAS Alltag.
Nun, in „Soap“ gibt es ein paar sehr explizite Beschreibungen. Ich werde die nicht komplett rausnehmen, denn der Sex hat dramaturgisch und in der Figurenführung seine Bedeutung bzw. kann auch mal zu sehr witzigen Situationen führen. Aber vielleicht sollte ich alles doch etwas indirekter beschreiben. Gibt es dazu Meinungen von Viellesern? Akzeptiert man in einem Roman mehr als in einer Fernsehserie? Freut man sich sogar drüber? Wo sind die Grenzen?
Falls nicht jeder zu dem Thema was sagen will: Vollstes Verständnis. Wir haben ja noch zwei andere Themen:
2. Klugscheißerei
Ich nenne es einfach mal so. Dabei bin ich in dem Fall etwas gemein zu mir selbst. Denn ich erkläre für mein Leben gerne Dinge. In „Soap“ gibt es nach den ersten Kapiteln ein wiederkehrendes Muster in der Struktur: Ein Kapitel endet mit einem Cliffhanger, das nächste setzt nicht etwa an derselben Stelle wieder an, sondern beginnt mit ein paar Erläuterungen zu einem Thema rund um das Schreiben einer Seifenoper. Zum Beispiel hängt unser Held am Ende eines Kapitels am Cliff (bzw. mit einer Hand an einem Häuserdach) und dann folgt eine kurze (meist etwas ironische) Einführung in das Thema „Cliffhanger“. Fast jedes Kapitel hat dadurch sein eigenes Thema – von „die Hölle der Änderungswünsche“ über „Die Eitelkeit der Schauspieler“ bis hin zu klassischen Soapthemen wie Liebe, Sex und Tod.
Als ich das Manuskript jetzt noch einmal gelesen habe, kamen mir manche dieser Klugscheißer-Passagen etwas lang vor. Sie könnten von der Länge her einen eigenen Blog-Beitrag zu einem bestimmten Thema ergeben. Ich bin nun unsicher, ob das Längegefühl daran liegt, dass mir diese Inhalte alle sehr vertraut sind, oder ob diese Ausführungen tatsächlich zu sehr von der Handlung ablenken. Mir ist schon klar, dass man das letztlich nur sagen kann, wenn man die einzelnen Stellen liest, aber dennoch hoffe ich auf spontane Reaktionen von Euch: Ja, tendenziell ist alles interessant, was einen Blick hinter die Kulissen erlaubt – auch wenn es die Handlung nicht immer vorantreibt. Oder nein, kürzen! Ganz weg lassen werde ich sie sicher nicht, denn es ergibt sich in meinen Augen ein schöner Rhythmus dadurch …
3. Namen
Das dritte Thema ist ganz einfach. Da können alle mitmachen. Bitte! Ich brauche einen neuen Vornamen für meine Hauptfigur. Im Moment heißt er Markus. Das wäre für mich vollkommen okay. Aber zwei Sachen haben sich geändert, seit ich das Manuskript geschrieben habe: Erstens ist unsere Hauptfigur nun ca. 10 Jahre später geboren (denn er soll immer noch 26 sein, aber die Handlung in der Gegenwart spielen). Und zweitens hat mittlerweile mein geschätzter Autorenkollegen und Freund Marcus Seibert Drehbücher für die “Lindenstraße” geschrieben. Er soll natürlich nicht in den Verdacht geraten, irgendwie Pate gestanden zu haben für meine Hauptfigur.
Also: Ich freue mich über neue Vorschläge für die Hauptfigur. Ein junger Deutscher aus Leverkusen, Bürgertum, Jahrgang 1986. Nachname Witek (der hat sein Gründe). Natürlich ist ein Name gesucht, der passt. Aber er soll auch neugierig machen und irgendwie sympathisch sein. Ich weiß, dass jeder da andere Vorstellungen hat. Deswegen werde ich jetzt auch erst einmal sammeln und dann abstimmen lassen!
Vornamen? Einfach das spezielle Nachschlagewerk vom Duden anschaffen, sollte ein Autor eh haben, da auch Fragen nach Bedeutung und Herkunft der Namen beantwortet werden. Da kommt dann von selbst noch extra Inspiration für neue Inhalte.
Ja, das gibt es im Internet sogar noch praktischer. Das benutze ich auch sehr viel. Aber in dem Fall würde es ein wenig dem interaktiven Ansatz widersprechen, den ich hier habe. 🙂 Mich interessiert halt, was die Leser vorschlagen würden …
Meine Kommentare 🙂
Thema Sex :
Ein Thema das jeder anders sieht, was meines Erachtens nach aber ruhig in einem Buch ausgelebt werden kann, nicht zu detailliert, aber doch so das die Phantasie angestupst wird 😉
Thema Klugscheißerei :
Im Grunde genommen finde ich Dein Vorgehen gut so, aber meiner Meinung nach
sollten die Erläuterungen nicht zu langes sein, da ich wenn ich ein Buch lese dann gerne in der Geschichte bleiben möchte und nicht durch Erläuterungen zwischen den Kapiteln aus der Geschichte hinausgeworfen werden möchte, gerade wenn man tief in der Geschichte angekommen ist und mitlebt ist das schade wenn man wieder in die realität zurückgeholt wird.
Namen: Julian ^^
Liebe Grüsse Silvi
Sexszenen … ja nu, ich bin jetzt nicht der große Freund davon, das explizit ausbuchstabiert zu bekommen, weil ich mir beim Lesen so absurde Dinge überlege, wie: “Wie haben die sich da in der Badewanne sortiert? Geht das überhaupt, so rein anatomisch?” Ich kann aber auch gut darüber hinweglesen, wenn mich das Geturne langweilt.
Was das Infodumping angeht: Das müssten Testleser beurteilen, die fachfremd sind und sich das ganze Manuskript mal geben. Vielleicht isses Klugscheißerei, die die Handlung bremst, vielleicht ist aber auch genau *das* für den Leser interessant, der sich einen Blick hinter die TV-Kulissen erhofft. Kann man so theoretisch nicht sagen.
In Sachen “Vornamen” fühle ich mich inkompetent. (Ich hab nur seit ein paar Jahren den Eindruck, dass alle kleinen Mädchen Marie heißen.) Den Protag mögen bitte andere benamsen.
Mein erster Zungenschlag schnalzt auf Witek Wenzel. Wenzel Witek?
Nee, das bedarf doch einiger Versuche. Bis später.
Vorname
Männlich
Geboren 1986
Da fällt mir spontan nur ein einziger ein, der Name springt mich geradezu an: KEVIN!
Nix für ungut 😉
Gruss,
Maira
Ne, Kevin war erst ab 1990 dick … (Nach dem Film)
zu 1.
Wenn es sich in den Erzählfluss einfügt, darf’s ruhig explizit sein. Es sollte nur nicht so wirken wie: So, und an der Stelle bring ich jetzt mal Pfeffer rein! Und bitte kein “Erschauern unter heißen Küssen” oder “Liebesknospen”, die “mit zitternden Fingern” “erkundet” werden. 😉
zu 2.
Ich liiiebe Hintergund-Infos! Aber: Ich weiß nicht, ob sie in einen Roman passen. So wie Sie es vorhaben, klingt das für mich ein bisschen nach: Ich will unbedingt was über meine Arbeit mit unterbringen. Was ich als Anliegen völlig ok finde, zumal es mich wie gesagt sehr interessiert. Aber so mehr oder weniger aus der Handlung ausgeklammerte Exkurse würden mich als Leser eher nerven, glaube ich. Sowas wirkt halt gerne mal reingeschustert. Daher meine Einschätzung: Wenn es sich elegant in die *Handlung* einflechten lässt, gerne. Ansonsten besser kill-your-darling-mäßig drauf verzichten und lieber ein eigenes Buch draus machen (oder ein Blog damit füllen). 😉
zu 3.
Entweder was ganz Klassisches (Stefan, Thomas, Christian…) oder was mit 80er-Kolorit (Lukas, Jonas, Patrick…). Und besser nichts, was mit M anfängt, das riecht zu sehr nach Alter Ego…
zu 1) Sex grundsätzlich ja, aber… Ich persönlich finde es am gelungensten, wenn es nicht die pure, exakte und ausführliche Beschreibung ist, sondern mehr über die Schilderung von entsprechenden Emotionen eher der Phantasie des Lesers überlassen bliebt, was da genau passiert.
zu 2) Nein, bitte keine ausführlichen Schilderungen im Roman selber. Lieber einen Anhang mit einigen ausgewählten Themen machen, die man dort auch gezielt nachlesen kann und nicht erst in Kapitel 23, zweite Seite, dritter Absatz suchen muss. Oder aber als eigene, auch im Druck deutlich von der Handlung abgesetzte Zwischenkapitel, die man zur Not überblättern kann, wenn man lieber den Roman weiterlesen will.
zu 3) Ich bin immer noch für Ansgar oder Dankmar. 😛 Geboren 1986? Da war “Christian” in Mode: http://www.beliebte-vornamen.de/jahrgang/j1986
Hallo Michael,
zu (2) fällt mir spontan die Frage ein, ob es denn sein muss, dass in jedem Kapitel ein “Klugscheißer-Beitrag” vorkommen muss. Wobei ich gleich dazu sagen muss: ich bin verrückt nach Blicken hinter die Kulisse :-). Deshalb mag ich im TV auch lieber Dokus als Filme (aber das hier nur am Rande).
Cliffhanger am Kapitel-Ende finde ich gut. Aber dann jedes neue mit einer Erklärung zu beginnen, ist vielleicht zu monoton – vor allem, wenn diese dann recht lang geraten. Sicher wirst Du ja auch Leser dabei haben, die Dein Buch (wie der Vertriebsweg auch immer aussehen wird) spontan aufgrund des Plots kaufen und lesen – völlig unabhängig davon, dass Du selbst ein Serienautor bist. Und die legen es dann enttäuscht zur Seite, weil sie den Eindruck haben, sie hätten ein Sachbuch gekauft und keinen Roman. Verstehst Du, was ich meine? Von daher würde ich das mit den Erklärungen nicht zu regelmäßig auftauchen lassen. Den Cliffhanger wiederum würde ich (wie in der LiStra auch) nicht unbedingt gleich im nächsten Kapitel (bzw. am Anfang des nächsten Kapitels) auflösen. Lass die Leute etwas schmoren und selber nachdenken. Ich finde immer, da macht das Lesen noch mehr Spaß, wenn man zwischendurch den Kopf hebt und nachdenkt, wie es weitergehen könnte.
Zu (1): explizite Sexszenen finde ich nicht schlimm, die können richtig schön sein. Die Betonung liegt auf können :-). Ich weiß, was Du meintest, wenn Du sagst, “ich war jung”. Da konnte es manchmal nicht genau genug beschrieben sein (so gings mir zumindest). Heute denke ich immer häufiger: DAS muss ich jetzt nicht wissen! Die Phantasie ist da natürlich wahnsinnig wichtig, vor allem, dass die des Lesers eben neben dem Geschriebenen (also neben Deiner!) noch genug Raum hat, ihr eigenes Bild zu malen. Und da fäng Erotik an – nicht bei der Beschreibung von Turnübungen, die schon beim Lesen anstrengen :-). Dann schon eher ungewöhnliche Orte….. Und die Art der Sprache ist wichtig, wie schon “amfenster” ausführte…. bitte nicht zu weichgespült ;-).
Zum Namen hab ich ja schon was gesagt: da mich Witek an Wittich erinnert, fällt mir als Vorname dazu spontan Franjo ein.
Herrjee, ich musste das hier erstmal ein bisschen kürzen, sonst werd ich zu langatmig und komme von der Großmutter auf den Zwetschenkuchen. Aber es macht sehr viel Spaß, diese Dialoge mit Dir zu führen. Danke :-).
Dir und Deiner Famlie ein schönes Wochenende!
Anja
Wahnsinn! Vielen Dank für die vielen Reaktionen. Das muss ich erst einmal sortieren. Hilft mir aber sehr – auch wenn sich natürlich nicht immer alle einig sind! Ich kann da aber viel draus ziehen. Und werde nachhaken. Beim Namen auf jeden Fall …
Zur Zeit macht das Arbeiten richtig Spaß! 🙂
Offtopic – Entschuldigung ….
…aber ich würde so gerne wissen, wie man hier ein Bild neben seinen Eintrag bekommt…
Zu den Fragen schreibe ich aber demnächst auch noch eine Antwort 🙂
Dafür musst Du Dich z.B. hier anmelden mit der E-Mail-Adresse, die Du auch hinterlässt, wenn Du einen Kommentar postest: http://en.gravatar.com
Dort kannst Du dann ein Bild hochladen …
Kurz und knackig:
1. Beschriebene Sexszenen stören mich persönlich gar nicht. Das ist aber wirklich meine persönliche Meinung!
2. Ich finde Hinter-den-Kulissen-Infos so lange wirklich spannend, wie sie nicht rein technische Erklärungen sind. Wäre es zum Beispiel ein Buch über die Arbeit hinter der Kamera, wäre der achte Satz zu “Knopf xyz” und “Hebel abc” öde. Beim Drehbuch kann ich mir das aber kaum vorstellen.
3. Christoph, Stefan, Tom, Jonas, Sebastian, Fabian, Benjamin,…
Liebe Grüße 😉
Niklas Witek. Soviel zu Punkt 3. Wackelt, passt, hat Luft. 🙂
Zum Klugscheißen kann ich nix sagen, da es meine Spezialdisziplin ist – da fehlt mir daher der Abstand.
Sex, joaaaaaaaah… mehr drüber reden als sehen – DAS! hätte was. Von Impotenz über Unlust in langen Beziehungen, unterscheidliche Vorstellungen, Wünsche etc., “heimliches” Pornogucken etc… soviel thematisches Potenzial!
Da geht noch was.
Grüße aus Hamburg!
So, ich wollte ja die Fragen noch beantworten:
1) Ich fände es auch besser, wenn der Sex nicht so im Detail beschrieben wäre. Aber wenn die Protagonisten drüber reden und auch Probleme thematisiert werden, finde ich das gut.
2) Ich würde mich über viele Hintergrundinformation freuen. Ich finde die schon genannte Idee sehr gut, dass solche Passagen bspw. kursiv gedruckt wären, dann können die Leute, die im Erzählfluss bleiben wollen, drüber weglesen, und die, die es interessiert, können es lesen.
3) meine Favorit ist Alexander, alternativ Sebastian oder Benjamin
Ich äußere mich mal zu Punkt 3 und schließe mich Silke an. Auf Basis der beliebtesten Vornamen 1986 (http://www.beliebte-vornamen.de/jahrgang/j1986) bin ich eindeutig für Alexander. Paßt gut zu Witek und ist nicht ganz zuoberst in der Liste.
Sex in einem Medium ist immer “falsch”, zu harmlos, zu deftig ,zu inszeniert,
Deshalb : Sex bleibt immer ein Geheimnis, bei meinen Nachbarn sehe ich Sex auch nicht …
Vorname : Kilian
zum Thema Name:
kommen die Eltern des Protagonisten im Buch auch vor? Wenn ja, was erfährt man über sie bzw. wie stellst du dir die Eltern vor? Alter, Beruf, Hobbies? Ev. kann man daraus ja Schlüsse für die Namenswahl ziehen. Mein Vorschlag: Benjamin
Der Hinweis ist natürlich richtig. Die Eltern spielen eine Rolle und werden auch vorgestellt. Aber das würde hier zu weit führen bzw. zu viel verraten. 🙂
Ich berücksichtige das schon von meiner Seite aus. Hier geht es mir erst einmal darum, welche Namen überhaupt gefallen bzw. interessant sind.
Da ich als Namenspate angesprochen worden bin: Die Träger der Namen Julian, Lukas, Jonas, die ich kenne, sind alle jünger als 26, die Stefans alle älter. Das heißt aber nichts. Vielleicht passt am ehesten Jonas, der von einem Wal verschluckte, ist das nicht ein würdiger Zusammenhang? Auch zu späteren Untersee-Kapiteln? Der Name, von dem du annimmst, er stünde auf meiner Liste oben, ist natürlich auch möglich, aber eben bei mir persönlich allzu belegt und damit tabu.
Im Moment führt sowieso Lukas. Obwohl es wahrlich keine eindeutige Meinung der Leser gibt. Aber es wäre ja auch zu schön für uns Autoren gewesen, wenn es so einfach wäre … 🙂