Es ist Zeit für ein weiteres Zwischenfazit bei meiner eBook-Serie „Im falschen Film“. Kurz vor dem Erscheinen von Folge 3 der Serie hatte ich bereits einmal bilanziert und festgestellt, dass es gar nicht so einfach ist, mit diesem ungewöhnlichen Format einer „echten“ Serie die eigenen Ziele zu erreichen. Die Vorbehalte der Amazon-Leser – an die sich die Serie zur Zeit exklusiv wendet – sind groß. Nicht gegen den Inhalt – nach wie vor hagelt es Fünf-Sterne-Rezensionen – sondern gegen eine in viele kleine Stücke aufgeteilte Erzählung, selbst wenn die Teile nur 89 Cent kosten und zuverlässig alle zwei Wochen erscheinen. Dieser Eindruck hat sich in den letzten Wochen mehr und mehr bestätigt – es war ein ständiges Auf und Ab an Glücksgefühlen und kleinen Enttäuschungen …
Folge 3
Nachdem eine Kostenlos-Aktion für Folge 1 der zweiten Folge enorm bei den Verkäufen geholfen hatte, erschien Anfang Januar die dritte Folge von „Im falschen Film“. Sie schaffte es zu meiner Freude tatsächlich für einen Tag in die Top 100 (Platz 97), zog auch die anderen beiden Folgen mit hoch, so dass für ein paar Tage alle drei Folgen in der Top 200 waren. Trotzdem ließen die Verkäufe nach gut einer Woche nach, besonders deutlich bei Folge 1 – und nur über diese können ja überhaupt neue Leser an die Serie herangeführt werden. Insgesamt verbesserte sich die Verkaufssituation nicht – nach zwei Wochen waren von Folge 3 zwar – wie auch bei Folge 2 – 1000 eBooks verkauft, aber eben auch nicht mehr. Grund zur Freude und Hoffnung auf mehr Leser gab allerdings auch, da sich meine Mailingliste und die Facebook-Seite von „Im falschen Film“ weiterhin großer Zuwächse erfreute. Die Fan-Basis wurde also stetig größer.
Folge 4
Beim Erscheinen von Folge 3 hatte ich einen kleinen Fehler begannen, durch den ich unter Umständen ein wenig Sichtbarkeit bei Amazon verschenkt habe. Dies hatte ich nun bemerkt und konnte es bei Folge 4 besser machen. Dazu kam die größere Fanbasis. Ich setzte alles darauf, die Top 100 diesmal sofort zu knacken. Und siehe da: Als ich einen Tag nach der Veröffentlichung von Folge 4 morgens erwachte, hatte die Folge Platz 46 der Kindle-Charts erklommen! Das war super. Das war besser als erwartet. Und natürlich eine ganz tolle Ausgangsposition, denn nun konnten sehr, sehr viele Leute die eBook-Serie bei Amazon sehen.
Aber was passierte? Nichts. Die vierte Folge selbst lief zwar auch in den Tagen danach sehr gut, aber sie zog die anderen Folgen nicht einmal so hoch wie das Folge 3 getan hatte. Alle Folgen verbesserten sich etwas in ihrem Ranking, mehr aber auch nicht. Was hatte das nun wieder zu bedeuten? Jedes andere eBook, das mit so vielen guten Rezensionen auf diesem Platz und zu diesem Preis eingestiegen wäre, hätte garantiert zahlreiche Verkäufe nach sich gezogen. Einmal mehr war klar: Eine Serie funktioniert anders. Da ich fest von den inhaltlichen Faktoren der Serie überzeugt bin, kann es in meinen Augen wieder nur am Konzept selbst liegen: Es ist anscheinend vielen Leuten zu aufwendig oder zu fremd, mehrere kurze eBooks nacheinander herunterladen und lesen zu müssen.
Folge 5
Die neueste Folge ist heute erschienen. Diesmal haben sich in den zwei Wochen sogar 1150 eBooks der Vorgängerfolge verkauft. 1150 Leser, die sich theoretisch für Folge 5 interessieren könnten. Auch die Mailingliste und der Zuspruch bei Facebook sind weiter gewachsen. Deswegen hoffe ich wieder auf einen sehr hohen Einstieg bei Amazon. Aber mache mir keine Illusionen darüber, dass dies nicht gleich das Sprungbrett zum Bestseller bedeutet.
Die Umfrage
Zu beobachten wie mein geliebtes Projekt strauchelt und wankt, hat mich nachdenklich gemacht. Natürlich freue ich mich über den vorhandenen Erfolg. Mein Minimalziel von 1000 verkauften eBooks pro Folge wird locker erreicht. Aber es scheint ganz klare Grenzen zu geben für diese Art des Geschichtenerzählens. Finanziell ist es für mich selbst auch eher ein Nachteil, so zu verfahren. Denn Amazon zahlt mir bei einem eBook, das 89 Cent kostet, nur 35% Tantiemen aus, also die Hälfte dessen, was ich z.B. bekommen würde, wenn ich drei Folgen gemeinsam für 2,68 Euro verkaufen würde – denn ab diesem Preis bekomme ich 70% Tantiemen. Und immer wieder höre ich von Leserinnen und Lesern, dass es doch schöner wäre, einen ganzen Roman zu haben oder wie schrecklich das Warten auf die nächste Folge ist. Also habe ich mich gefragt: Bin ich vielleicht der einzige, dem das so Spaß macht? Denn dann würde es ja vielleicht Sinn machen, mit Trixi bei der mittlerweile fest geplanten „zweiten Staffel“ doch wieder auf das klassische Roman-Format umzusteigen.
Kurzerhand habe ich auf Facebook und Twitter eine Umfrage zu dem Thema gemacht. Diese genügt sicherlich nicht wissenschaftlichen Ansprüchen, aber das Ergebnis hilft mir trotzdem. Von 57 Leute, die geantwortet haben, plädierten 34 dafür, bitte als Serie weiterzumachen. 23 waren für die Romanform. Es gibt also doch eine Reihe von Leuten – hier sogar eine Mehrheit – der es Spaß macht, alle zwei Wochen etwas Neues aus der Welt von Trixi zu hören.
eBook-Serie oder Roman?
Es wird beides geben. Bereits zeitgleich mit Folge 6 wird eine Gesamtausgabe der ersten Staffel erscheinen – als eBook UND als Taschenbuch. Das hatte ich zwar immer als Ziel vor Augen, aber eigentlich erst für später und strategisch so geplant, dass es dem Seriengeschehen nicht schaden könnte. Doch dies erscheint mir mittlerweile nicht mehr sinnvoll. Man kann wahrscheinlich beides getrennt voneinander betrachten. Denn es gibt eben Leute, die gerne eine Serie haben wollen, und Leute, die den Roman bevorzugen. Also wird es auch bei der zweiten Staffel sechs einzelne Folgen im Abstand von zwei Wochen geben. Und mit Erscheinen der letzten Folge wieder das Gesamtpaket. Die zweite Staffel als Serie startet wahrscheinlich Anfang April. Der Roman kommt dann Mitte Juni heraus. Und es wird sich zeigen, wie beide Veröffentlichungen sich gegenseitig behindern oder – das wäre mir natürlich lieber – befruchten. Ich stelle mich derweil darauf ein, dass die Einzelfolgen eben eine begrenzte Leserschaft erreichen werden, die mir aber im Moment auch in der Form schon eine Menge Freude bereitet. Und wer weiß: Vielleicht entwickeln die Gesamtausgaben ja noch einmal eine ganz eigene Dynamik. Ich werde davon berichten …
Ich finde spannend, zu verfolgen, wie sich Dein Experiment entwickelt. Von Charles Dickens über Stephen King bis Jonas Winner gibt es ja in der Geschichte des geschriebenen Wortes unterschiedlich erfolgreiche Versuche, mit Fortsetzungen ein Publikum zu fesseln.
Mit der Herausgabe der »Gesamtausgabe« würde ich wahrscheinlich warten, bis der erste Teil der zweiten Staffel auf dem Markt ist – aber das ist eine schwierige Entscheidung.
Danke für das Zuordnen zu dieser illustren Runde! 🙂
Was die “Gesamtausgabe” angeht: Genau das war auch meine ursprüngliche Überlegung. Aber mittlerweile komme ich eben immer mehr zu dem Schluss, dass ich die Leser nicht zu meiner Serie “zwingen” sollte, sondern auch die Romanform für sich betrachten kann. Und verkaufsstrategisch ist es aus meiner Sicht deutlich besser, die Gesamtausgabe dann herauszugeben, wenn die Aufmerksamkeit für die Serie durch das Erscheinen von Folge 6 am Größten ist. Gleichzeitig kann sich dann in den sechs bis acht Wochen Pause bis zur zweiten Staffel vielleicht über die Gesamtausgabe eine neue Lesergruppe für den Stoff erwärmen, von denen wieder einige gerne seriell einsteigen wollen. Wir werden es sehen …
(Besseres Wort für “Gesamtausgabe”?)
Hallo Michael,
wie, im April geht’s erst weiter? Der ganze März soll Trixi-los sein?
Eieiei..
Ich bin auch gespannt, wie der “Director’s Cut” (aka Gesamtausgabe) ankommen wird. Wünsche viel Erfolg!
Na ja, ich muss ja irgendwann auch mal arbeiten. 🙂 Ich denke aber auch, dass eine Pause der Erzählung ganz gut tut. Es wird übrigens noch eine kleine Besonderheit geben, durch die Zeit nicht gänzlich Trixi-los sein muss …
Am meisten hat uns das Faktum überrascht und gefreut, dass IfF auch als Taschenbuch erscheinen wird. So richtig schön Öko – unabhängig von Strom und giftigen Geräten. Und man kann “ganz normale Menschen” ohne Technikvoraussetzungen von Trixi überzeugen – so wie wir es bereits seit 15 Monaten an “Soap” lieben. Griff ins Regal oder in die Tasche – zack, hier, bitte.
Und kann man auch viel besser verschenken 🙂
Nein, jetzt keine Grundsatzdiskussionen Print vs. eBook! Meikel wird einfach nur alt…
Oh, das ist ja spannend! Hätte nicht gedacht, dass es eine Mehrheit FÜR die Serie geben würde. Mir gefällt das auch wirklich sehr gut!
Das ganze Werk als Buch in den Händen halten zu können ist allerdings auch eine schöne Sache.
Mal eine kleine Frage zum Verständnis (mag ja sein, dass ich etwas schwer von Begriff bin…):
Die Gesamtausgabe als Buch – werden da die einzelnen Folgen eben als Buch zusammengefasst oder gibt es noch kleine Veränderungen um den “Übergang” von einer Folge zur anderen “geschmeidiger” zu machen?
Die Folgen enden ja meist mit einem Mega-Höhepunkt. Wird das so 1:1 übernommen?
Ich bleibe Trixi auf jeden Fall treu – egal ob Serie oder Roman!
Liebe Grüße!
Yvonne
Die “Gesamtausgabe” wird tatsächlich einfach alle sechs Folgen hintereinander beinhalten – als ob es große Kapitel wären. Es ist ja auch nicht unüblich in Romanen an Kapitelenden so etwas wie einen “Cliffhanger” zu haben. Trotzdem bin ich natürlich auch gespannt, ob sich dann ein ganz anderes Lesegefühl einstellt, wenn man in einem Stück durchliest. Wir werden es erfahren. 🙂
Ich bin eine der Leserinnen, die sich für das Format “Roman” ausgesprochen hatte.
Einerseits fand ich es spannend, einen Teil der Serie zu lesen und mir dann Gedanken zu machen, wie es wohl weiter geht. Das Kopfkino dreht bei diesem Format wildere Filme, als bei einem Roman – finde ich.
Andererseits erging es mir beim Warten auf die nächste Folge ähnlich wie bei einer Fernsehserie: Man geht in der Werbepause auf Toilette und vergisst darüber, dass die Serie weiter geht. Da ich sehr viel lese, gingen die Folgeteile der Serie im Angebot der eBooks etwas unter. Dann verweigerte der Kindle bei Folge 3 das Herunterladen mehrfach, und schon war ich raus. Das ist schade, denn ich fand die Story ziemlich gut gemacht und sehr spannend.
Wahrscheinlich werde ich mir an einem ruhigen Wochenende die fehlenden Teile der Serie auf einmal herunterladen und dann hintereinander weg lesen. Auf jeden Fall ein sehr interessantes Experiment und meine Hochachtung, dass du Erfolge wie “Misserfolge” so transparent mit uns teilst, lieber Michael. Danke! 🙂
Gerne. 🙂
Lag das Problem mit dem Herunterladen an Deinem Kindle? Kann ich da etwas tun? Das tut mir natürlich leid und sollte weder bei einer Serie noch bei einem Roman passieren. Hatte sonst noch jemand Probleme?