Lindenstraße – Folge 1395 – Bolivien

Bei der „Lindenstraße“ ist es so, dass wir Autoren immer einige Folgen am Stück schreiben. Heute hat mit der Folge 1395 “Bolivien” wieder mein Block begonnen. Ab jetzt sehe ich die laufenden Folgen als „meine Folgen“, was natürlich streng genommen falsch ist. Denn die Geschichten haben alle Autoren gemeinsam entwickelt. Lediglich die szenische Ausführung, der Aufbau der Folge, die Dialoge usw. sind ausschließlich von mir. Dennoch fühlt man sich diesen Folgen besonders verbunden und erfahrene Zuschauer können auch eine Handschrift der unterschiedlichen Autoren wiedererkennen.

Die erste Folge eines solchen Blocks ist immer etwas Besonderes. Meistens ist sie für den Autor etwas schwieriger als andere. Aus mehreren Gründen:

Erstens schließt man mit mindestens einer Geschichte – nämlich die des Cliffhangers der Vorwoche – an die Arbeit eines Kollegen an. Die man aber zum Zeitpunkt des Schreibens noch gar nicht kennt. Natürlich haben wir als gemeinsame Grundlage die Storylines, dennoch weiß man viele Details noch nicht. Ich hatte bei „Bolivien“ an die Szene anzuknüpfen, in der Tanja den Biker in ihrer Wohnung „erwischt“. Und genau auf die Szene wird ja bei mir mehrfach Bezug genommen von Tanja, Biker oder Jack, so dass ich hier bei der ersten Fassung meines Drehbuchs erst einmal einige Dialoge ins Blaue schreiben musste.

Zweitens versuchen wir nach Möglichkeit, jedem Autor eigene Geschichten zu geben. Soll heißen, dass gerade große Geschichten oder zumindest klar umrissene Abschnitte einer Geschichte überwiegend von einem Autor innerhalb seiner Folgen übernommen werden. Das hat den Vorteil, dass man gut in der Geschichte drin ist, eventuelle Nebenfiguren oder neue Figuren erst einmal in einer Hand bleiben, man sich intensiver mit einem Recherchethema beschäftigen kann usw. Bei mir waren das in der jüngeren Vergangenheit zum Beispiel die Geschichten um den Einstieg und Ausraster von Orkan oder die Sektengeschichte mit Klaus und Nastya. Das führt aber auch dazu, dass man in seiner ersten Folge neue größere Geschichten oft erst aufbauen muss. Anfänge sind meistens etwas undramatischer. Im Falle von Andy und Gabi reichte es aber immerhin für einen aus meiner Sicht ganz guten Cliffhanger, weil wir hier eine Menge Vergangenheit der „Lindenstraße“ aufmachen …

Drittens ist es mit der ersten Folge wie eigentlich mit jeder Arbeit, die man beginnt: Man muss erst wieder reinkommen. Nicht selten brauche ich für die erste Folge doppelt so lang wie für die späteren. Man muss sich einlesen, einfühlen, in die Figuren reinhören. Und wieder abgewöhnen alle zehn Minuten bei Facebook, Twitter oder sonstwo nach Zerstreuung zu suchen.

Natürlich kann und darf das alles nicht dazu führen, dass eine erste Folge in einem Autorenblock schlechter wird als andere. Es gibt mehrere Fassungen, über die hinweg man die Ungenauigkeiten ausgleichen kann. Man muss vielleicht insgesamt etwas mehr Aufwand für solch eine Folge betreiben, aber meistens ist es dann doch so, dass die Zuschauer gar kein Holpern beim Übergang von einem Autor zum anderen mehr wahrnehmen.

Für mich selbst sind die Zeiten, in denen meine Folgen laufen allerdings schon etwas Besonderes – auch nach 15 Jahre Arbeit bei der „Lindenstraße“. Obwohl ich die Folgen meistens schon mehrfach vorab gesehen habe, sitze ich immer wieder nochmal während der Ausstrahlung vor dem Fernseher, schaue hinterher im Internet nach Reaktionen und bin montags besonders gespannt auf die Quote. Es ist immer eine Zeit der erhöhten Aufmerksamkeit. Gefühlt wohne ich dann noch mehr in Deutschlands berühmtester Straße als sonst schon. Heute geht es also wieder los. Und das nun zwölf Wochen lang …

Aus dem Leben eines Autors …

Ein paar Kurzmeldungen aus meiner Arbeit:

Am Sonntag um 18:50 startet bei der “Lindenstraße” meine Drehbuchstaffel. Die nächsten zwölf Folgen stammen aus meiner Feder. Los geht es mit der Folge 1395 „Bolivien“, deren unten stehender Trailer jetzt schon eine Besonderheit aufweist. Darin kommt nämlich eine Szene vor, die am Sonntag durch eine Aktualisierung ersetzt sein wird. Es lohnt sich also, den Trailer auch nach der Folge noch einmal zu schauen. Ebenfalls lohnt es sich nach der Ausstrahlung am Sonntag hier im Blog vorbeizuschauen. Denn ich plane nun, nach jeder meiner Folgen einen kleinen Beitrag zu posten mit ein paar Hintergründen aus meiner Sicht als Autor.

 

Sehr gefreut hat mich, dass es nun auch einen Wikipedia-Eintrag über mich gibt. Klar, ich hab ihn initiiert, aber dass ihn tatsächlich jemand geschrieben hat und er nicht wegen fehlender Relevanz wieder gestrichen wurde, ist ja auch erfreulich …

Das zweite Heft von „torrent“ ist erschienen. In dem sehr schönen und interessanten Magazin über Fernsehserien gibt es diesmal einen ausführlichen Bericht über den Zustand der deutschen Serie. Darin komme auch ich etwas länger zu Wort. Nicht nur deswegen: Lohnt sich zu kaufen!

Bei meiner Arbeit konzentriere ich mich zur Zeit vor allem auf meinen Roman „Soap“. Mit der Überarbeitung des Manuskripts komme ich gut voran. Gleichzeitig freut mich die zahlreiche Resonanz hier im Blog auf das erste Kapitel und auch auf meine Fragen. Tatsächlich fließen die Reaktion schon in meine Arbeit ein – zur Zeit kürze ich fleißig „Klugscheißer-Passagen“ ein. Bis Ende nächster Woche kann man übringes noch über den Namen der Hauptfigur abstimmen.

Parallel dazu denke ich in Sachen „Soap“ schon einen Schritt weiter. Nämlich an die Veröffentlichung, für die ich auch ein Cover benötigen werde. Es hat mich sehr gefreut, dass ich nun einen professionellen Illustrator gewinnen konnte, der nach einer Idee von mir in den nächsten Wochen einen Entwurf machen wird: Henk Wyniger. Ich bin sehr gespannt auf seine Arbeit und werde hier posten, sobald es etwas zu sehen gibt!

Work in progress

Der Einblick in meine Arbeit als Autor soll heute um ein kleines, besonderes Dokument bereichert werden. Unten kann man eine Audioaufnahme hören, in der ich für mich selbst das neue erste Kapitel für „Soap“ skizziere. Das kam so:

Als ich im Juni beschlossen habe, meinen alten Romanentwurf wiederzubeleben, war mir – auch ohne ihn noch einmal gelesen zu haben – klar, dass ich das erste Kapitel neu schreiben muss. Die alte Version war einfach zu langweilig und konnte mit dem Tempo und Witz des restlichen Manuskripts nicht mithalten. Gerade bei einem Debütroman, in den so mancher potentielle Leser nur mal kurz reinschnuppert, wäre das ein ernsthaftes Problem gewesen.

Also habe ich bei einer kleinen Dienstreise nach Köln über ein mögliches neues erstes Kapitel nachgedacht. Tatsächlich kam mir auf der Rückfahrt im Auto irgendwo auf der Höhe von Hannover eine Idee, die mir extrem gut gefiel. Nun wusste ich aber, dass ich wegen anderer Arbeit und des anstehenden Urlaubs so schnell nicht zum Schreiben kommen würde. Also hab ich in voller Fahrt auf der Autobahn meine Gedanken meinem iPhone anvertraut, damit nichts verloren geht. Diesen Monolog offenbare ich nun allen, die ihn hören wollen. Wahrhaft „Work in progress“ – bei Tempo 180 gen Berlin.

Wie gesagt: Ich hatte das Manuskript noch nicht wieder gelesen, schwamm also etwas bei der Frage, was eigentlich in der alten Fassung drin stand und erhalten werden musste. Aber es ist vielleicht interessant, meine Gedanken mit dem zu vergleichen, was ich dann letzte Woche wirklich geschrieben habe …

 

Blogleser suchen den Supernamen

Jetzt zählt es. Wir suchen den neuen Vornamen für die Hauptfigur in meinem Roman „Soap“. Sehr gefreut habe ich mich über die zahlreichen Vorschläge, die in den letzten Tagen von Euch gekommen sind. Daraus habe ich eine Auswahl getroffen, die ich nun zur Abstimmung stelle:

Christian
Jonas
Julian
Lukas
Stefan

Für die Auswahl gibt es eine ganze Reihe von Gründen: Weggefallen sind Namen, die meiner Ansicht nach nicht zum Umfeld der Figur passen – wie ein Leser richtig angemerkt hat, muss man ja auch einmal darauf schauen, was für Leute die Eltern sind. Da die vergleichsweise einfach gestrickt sind, fielen zu exotische Namen raus. Dann wollte ich keine ähnlich klingenden Namen woanders im Buch. (Wenn z.B. der Produzent mit Nachnamen Christoph heißt, wäre es merkwürdig, wenn die Hauptfigur genauso mit Vornamen heißt.) Außerdem sollte kein Name dabei sein, den ich in meinem persönlichen Umfeld habe oder gar bei Autorenfreunden – das könnte mich und sie irritieren. Und natürlich: Der Namen musste auch mir sympathisch sein, schließlich muss ich nun eine ganze Weile mit ihm leben …

Wenn man auf die Startseite des Blogs geht, gibt es rechts am Rand (bei Mobilgeräten ganz unten) die Möglichkeit zur Abstimmung, die nun bis 14. September um Mitternacht geöffnet sein wird. Der Name mit den meisten Stimmen wird dann tatsächlich der neue Vorname meines Protagonisten. Bitte jeder nur einmal abstimmen. Und bitte wirklich den Namen wählen, den man gerne für eine Hauptfigur in einem Roman hätte. Denn wir machen hier ja alle gemeinsam ernsthafte Autorenarbeit!

Wer es noch nicht getan hat, kann natürlich nach wie vor das erste Kapitel von „Soap“ lesen (und auch kommentieren), um etwas mehr über unseren Helden zu erfahren …

Immer wieder montags …

Es gibt ja tatsächlich immer noch „Lindenstraße“-Zuschauer, die sich wundern, wie wir bei politischen Themen so aktuell sein können. Von hellseherischen Fähigkeiten bis zu Live-Ausstrahlungen der Sendungen wurde uns da schon viel unterstellt. Die Antwort ist natürlich banaler: Wir drehen zumeist eine Szene kurz vor Ausstrahlung neu. Ab kommenden Sonntag laufen in der „Lindenstraße“ wieder Folgen, die ich geschrieben habe. Das bedeutet für mich, dass ich nun wieder mit dem „Aktualisieren“ dran bin. Denn für die aktuelle Szene ist auch immer DER Autor verantwortlich, der die Folge geschrieben hat. Das geht dann so:

Spätestens montags setzt man sich mit der Produktion in Verbindung und wirft gemeinsam einen Blick auf die Folge vom kommenden Sonntag.
Haben wir noch Platz in der Folge?
Ne, meistens nicht. Die muss ja die richtige Länge haben, falls wir keine Aktualisierung hinbekommen. Nur ganz selten ist eine Folge zu kurz geworden, so dass wir aktualisieren MÜSSEN. Das plant man dann aber in der Regel schon etwas langfristiger.

Gibt es eine Szene, in der man etwas entbehren kann?
Als Autor schreit man instinktiv: „Nein! Das hab ich mir doch alle so schön ausgedacht!“ Aber natürlich kann man immer irgendwo etwas streichen, um Platz für das aktuelle Thema zu machen. Manchmal ist man sogar ganz froh, weil vielleicht ein Dialog doch nicht so toll war, wie man beim Schreiben dachte …

Szene ist gefunden. Nächste Frage: Sind die Schauspieler greifbar?
Natürlich müssen mindestens wieder die vorkommen, die auch in der Original-Szene waren. Wenn die gerade auf Kreuzfahrt sind oder eine Freistellung haben (weil sie z.B. woanders drehen), kann man die Szene vergessen. Sind Kinder drin oder Gastauftritte, taugt die Szene sowieso nichts. Wenn man als Autor ganz besonders nett ist, guckt man bei der Auswahl der Szene auch mal in den Drehplan und sucht von vorneherein nach Szenen mit Leuten, die in dieser Woche drehen, also eh da sind.

Schauspieler sind da, okay. Kann man noch in dem Motiv drehen?
Das Problem wird gerne unterschätzt. Ins Auge fällt es, wenn ein Motiv ab- oder umgebaut wurde, weil jemand auszieht. Aber diese Woche hab ich z.B. die Ansage: Weihnachtsdeko ist schon im Café Bayer. Also kann man dort nicht drehen, sähe im September albern aus. Da die Aktualisierung immer eine Szene ist, die zusätzlich in den Drehplan gedrückt wird, kann man auch nicht mal eben alles wieder umbauen.

Aber sagen wir mal, das Motiv steht noch und hat sich nicht verändert. Parallel schaut man bereits nach dem aktuellen Thema und fragt sich nun:
Passt das irgendwie zu den Figuren und der Situation, in der sie stecken?
Oft passt es nicht. Natürlich kann man immer jemanden mit einer Zeitung auftauchen lassen, der dann einfach das Thema anschneidet, aber richtig gut wird es erst, wenn man irgendwie einen kleinen Bezug zur Figur und ihrer Geschichte herstellen kann. Eine meiner Lieblingsaktualisierungen gab es in Folge 793, als Heiko und Iffi sich über die (reale) Schließung des Theaters in Rostock aufgeregt haben, nachdem sie in der Fiktion ja dort gearbeitet hatten. Damals hat die Aktualisierung sogar etwas bewirkt!

Hat man nun also Szene, Thema und auch eine Idee, legt man als Autor los und schreibt montags oder dienstags die Szene, damit sie mittwochs oder spätestens donnerstags gedreht werden kann. Freitag wird sie dann geschnitten und kommt in die Tonmischung. Kniffelig wird es daher, wenn es um aktuelle Ereignisse geht, die sich noch entwickeln. Die „Lindenstraße“ spielt immer an dem Donnerstag vor der Ausstrahlung. Wenn ich aber am Dienstag schreibe, in Fukushima kann jeden Moment das AKW in die Luft gehen, aber am Donnerstag ist es schon längst hochgegangen, ist das mehr als unpassend. Entweder lässt man dann lieber die Finger von dem Thema oder man formuliert sehr allgemein gehalten. Wie bei Fukushima in Folge 1320 geschehen: Antonia hat Angst vor einer radioaktiven Wolke und die Erwachsenen regen sich über die Reaktion der deutschen Politik auf. Eine andere Möglichkeit, mit offenen Entwicklungen umzugehen: Man rät. Hab ich auch mal gemacht, als sich erst freitags entschied, ob Merkel oder Stoiber Kanzlerkandidat wird. Else setzte in der Aktualisierung der 841 auf Stoiber und lag richtig …

Wenn man nun all dies bedacht hat und die neue Szene fertig ist, geht sie erst einmal an den großen Meister und die Redaktion des WDRs. Natürlich kann es dann noch einmal zu Diskussionen kommen, Änderungswünschen usw. Jeder hat da so seine Steckenpferde, aber mit Geduld und Beharrlichkeit bekommt dann meist doch die Aktualisierung, die man möchte. Es sei denn, in letzter Sekunde tauchen noch weitere Probleme auf:
„Äh, ja, alles super, Szene ist abgenommen. Aber kann die Szene auch am Tisch im Sitzen spielen?“
Eigentlich sollte in der Szene jemand reinkommen. Warum muss der jetzt sitzen?
„Ja, über die Sommerpause hat Schauspieler X so viel zugenommen, dass ihm die Hose aus der Originalszene nicht mehr passt. Und die Hose hat Anschluss! Wenn er am Tisch sitzt, können wir die Hose verstecken.“

„Anschluss“ heißt, dass er die Hose in einer späteren Szene auch noch trägt. Denn natürlich muss alles noch so aussehen wie beim Dreh der restlichen Folge vor drei Monaten. Zum Beispiel auch die Frisuren – ein Grund, warum gerade weibliche Figuren überdurchschnittlich oft in Aktualisierung aus der Dusche kommen (und ein Handtuch um den Kopf haben). Das mit der Hose denke ich mir nicht aus. Ist wirklich passiert. Aber auch so etwas bekommt man dann irgendwie hin. Dann sitzt er halt.

Sind dann endlich alle Hürden genommen, kann endlich, endlich die Szene gedreht werden, damit dann am Sonntag wieder alle staunen und sich fragen: Wie haben die bei der „Lindenstraße“ das nur gemacht? Und montags geht es dann von vorne los …

Fragen an die Leserschaft

Sex, Klugscheißerei und Namen. Darum geht es mir heute. Es gibt bei der Bearbeitung des Manuskripts von „Soap“ drei völlig unterschiedliche Fragestellungen, über die ich mir zur Zeit Gedanken mache. Es würde mich sehr freuen, wenn die fleißigen Kommentatoren mir ein wenig bei der Beantwortung helfen. (Während man weiterhin natürlich das erste Kapitel lesen und kommentieren kann.)

 

1. Sex

Sex sells. Das ist eine der größten Binsenweisheiten. Dennoch habe ich es in meinem Manuskript vielleicht ein wenig übertrieben. Und das nicht mal, weil ich mir damals gedacht habe „Oh, mit explizitem Sex wird es bestimmt ein Bestseller“, sondern aus zwei anderen Gründen: Erstens: Ich war jung. Zweitens: Es hat einfach gut getan, dem engen Korsett einer Familienserie zu entkommen, die am Vorabend gesendet wird. Dort schreit natürlich jeder sofort „Halt“, wenn zwei Menschen sich näher kommen oder zu viel nackte Haut zu sehen ist. Wobei die „Lindenstraße“ ja sogar noch verhältnismäßig viel Nacktheit wagt. Aber dass ein Pärchen mal Tacheles über Sex redet oder so, wird es auch dort nie geben. Dabei ist auch DAS Alltag.

Nun, in „Soap“ gibt es ein paar sehr explizite Beschreibungen. Ich werde die nicht komplett rausnehmen, denn der Sex hat dramaturgisch und in der Figurenführung seine Bedeutung bzw. kann auch mal zu sehr witzigen Situationen führen. Aber vielleicht sollte ich alles doch etwas indirekter beschreiben. Gibt es dazu Meinungen von Viellesern? Akzeptiert man in einem Roman mehr als in einer Fernsehserie? Freut man sich sogar drüber? Wo sind die Grenzen?

Falls nicht jeder zu dem Thema was sagen will: Vollstes Verständnis. Wir haben ja noch zwei andere Themen:

 

2. Klugscheißerei

Ich nenne es einfach mal so. Dabei bin ich in dem Fall etwas gemein zu mir selbst. Denn ich erkläre für mein Leben gerne Dinge. In „Soap“ gibt es nach den ersten Kapiteln ein wiederkehrendes Muster in der Struktur: Ein Kapitel endet mit einem Cliffhanger, das nächste setzt nicht etwa an derselben Stelle wieder an, sondern beginnt mit ein paar Erläuterungen zu einem Thema rund um das Schreiben einer Seifenoper. Zum Beispiel hängt unser Held am Ende eines Kapitels am Cliff (bzw. mit einer Hand an einem Häuserdach) und dann folgt eine kurze (meist etwas ironische) Einführung in das Thema „Cliffhanger“. Fast jedes Kapitel hat dadurch sein eigenes Thema – von „die Hölle der Änderungswünsche“ über „Die Eitelkeit der Schauspieler“ bis hin zu klassischen Soapthemen wie Liebe, Sex und Tod.

Als ich das Manuskript jetzt noch einmal gelesen habe, kamen mir manche dieser Klugscheißer-Passagen etwas lang vor. Sie könnten von der Länge her einen eigenen Blog-Beitrag zu einem bestimmten Thema ergeben. Ich bin nun unsicher, ob das Längegefühl daran liegt, dass mir diese Inhalte alle sehr vertraut sind, oder ob diese Ausführungen tatsächlich zu sehr von der Handlung ablenken. Mir ist schon klar, dass man das letztlich nur sagen kann, wenn man die einzelnen Stellen liest, aber dennoch hoffe ich auf spontane Reaktionen von Euch: Ja, tendenziell ist alles interessant, was einen Blick hinter die Kulissen erlaubt – auch wenn es die Handlung nicht immer vorantreibt. Oder nein, kürzen! Ganz weg lassen werde ich sie sicher nicht, denn es ergibt sich in meinen Augen ein schöner Rhythmus dadurch …

 

3. Namen

Das dritte Thema ist ganz einfach. Da können alle mitmachen. Bitte! Ich brauche einen neuen Vornamen für meine Hauptfigur. Im Moment heißt er Markus. Das wäre für mich vollkommen okay. Aber zwei Sachen haben sich geändert, seit ich das Manuskript geschrieben habe: Erstens ist unsere Hauptfigur nun ca. 10 Jahre später geboren (denn er soll immer noch 26 sein, aber die Handlung in der Gegenwart spielen). Und zweitens hat mittlerweile mein geschätzter Autorenkollegen und Freund Marcus Seibert Drehbücher für die “Lindenstraße” geschrieben. Er soll natürlich nicht in den Verdacht geraten, irgendwie Pate gestanden zu haben für meine Hauptfigur.

Also: Ich freue mich über neue Vorschläge für die Hauptfigur. Ein junger Deutscher aus Leverkusen, Bürgertum, Jahrgang 1986. Nachname Witek (der hat sein Gründe). Natürlich ist ein Name gesucht, der passt. Aber er soll auch neugierig machen und irgendwie sympathisch sein. Ich weiß, dass jeder da andere Vorstellungen hat. Deswegen werde ich jetzt auch erst einmal sammeln und dann abstimmen lassen!

Das erste Kapitel

Wahrscheinlich würde so mancher Autor die Hände über dem Kopf zusammen schlagen, wenn er erfahren würde, dass ich hier unfertige Teile eines Romans veröffentliche, aber als Drehbuchautor schreckt mich das nicht. Als Drehbuchautor gehört es zur täglichen Arbeit, dass man letztlich auch unfertige „Fassungen“ herausgibt, die dann kritisiert und überarbeitet werden. Zugegeben: Nicht von wildfremden Menschen im Internet, aber das ist ja gerade was mich an diesem „öffentlichen Arbeiten“ reizt: Wie können die potentiellen Leser mir helfen, meinen Roman “Soap” besser zu machen?

Deswegen ist nun also das erste Kapitel von „Soap“ hier online. Wie gesagt: Es ist ein nicht lektorierter Entwurf. Der sich bis zur Veröffentlichung noch ändern kann und wird. Besonders wenn ich von interessierten Lesern entsprechendes Feedback bekomme. Mich interessiert alles! Von einem einfachen „Ja, interessant / Nein, interessiert mich nicht.“ Bis zu einer ausführlichen Analyse. Wer sich wirklich die entsprechende Zeit nehmen mag, ist herzlich willkommen und kann sich meiner Dankbarkeit sicher sein.

Einige Fragen, um die es mir geht: Kommt man gut in die Geschichte rein? Sind die Figuren interessant? Ist es spannend? Ist es witzig? Gibt es Fehler in der Logik? Versteht man irgendwas nicht? Oder ist es etwa zu offensichtlich? Gefällt der Stil? Will man weiterlesen?

Das Kapitel wird jetzt erst einmal eine Weile online stehen. Je nachdem wie lange ich brauche, um den Rest des Manuskripts zu überarbeiten. Wer sicher sein will, dass ich seine Kommentare bei der nächsten (aber noch nicht letzten) Fassung berücksichtigen kann, der sollte bis zum 16. September etwas sagen – meine im Moment selbst gesetzte Deadline für die Überarbeitung. Danach verschwinde ich wieder zur Storylinesitzung der „Lindenstraße“ …

Man kann gerne direkt unter dem Kapitel kommentieren. Oder hier. Wenn man aber vielleicht ausführlicher schreiben oder seine Kritik mit niemandem teilen will, kann man mir gerne auch eine Mail an michael at michaelmeisheit.de senden. Ich freue mich!

Und nicht zu vergessen: Wer einfach nur mal lesen will, der ist natürlich auch herzlich willkommen. Das ist ja der eigentliche Sinn des Schreibens. Das andere Menschen es lesen.

Der Insider

Ein Roman, der rund um eine Fernsehserienproduktion spielt und von einem Serienautor handelt, dessen Leben immer mehr zur Seifenoper wird. Geschrieben von einem Drehbuchautor, der seit 15 Jahren für die „Lindenstraße“ schreibt. Da liegt die Frage nah: Wieviel „Lindenstraße“ findet man in meinem Erstlingsroman „Soap“? Die Antwort ist einfach: Es gibt keine einzige Figur in dem Roman, die der Realität entnommen ist. Es gibt keine Ereignisse mit realem Vorbild. Die fiktive Serie heißt „Schöneberg“, spielt in Berlin und wird dort gedreht. Alles ist also anders. Und dennoch wird man nach dem Lesen so viel über das Entstehen einer Folge „Lindenstraße“ wissen wie nie zuvor.

Als ich den Roman geschrieben habe, hatte ich kurz zuvor 39,90 von Beigbeder gelesen. Ein Insider schreibt eine Abrechnung mit der Werbeindustrie – verpackt als Roman. Eine Provokation, die Beigbeder seinen Job bei einer Werbeagentur gekostet hat. „Soap“ wird keine Abrechnung mit der „Lindenstraße“ sein, es ist längst nicht so provokativ und aggressiv. Und meinen Job wird es mich hoffentlich auch nicht kosten. Aber das Prinzip mit komplett fiktiven Figuren und Handlungen einen Einblick in das zu geben, was einen Drehbuchautor beschäftigt, hat mich von Anfang an gereizt. Das Thema „Soap“ sollte sich auf so vielen Ebenen wie möglich wiederfinden. So sind es dann z.B. 26 Kapitel geworden (26 Drehbücher sind eine Drehbuchstaffel). Jedes Kapitel endet mit einem mehr oder weniger klassischen Cliffhanger. Und im Leben des jungen Autors kommt so ziemlich jedes Soaptypische Drama vor – meist überraschend variiert. Parallel zum Stolpern durch sein neues Leben beschreibt er die verschiedenen Abläufe seiner Arbeit bzw. die Funktionsmechanismen einer dramatischen Serie. Es gibt dabei ganze Abschnitte, aus denen ich auch hier Blogbeitrage über die „Lindenstraße“ machen könnte …

Natürlich hatte ich nach dem Schreiben auch ein wenig Sorge, was denn meine Kollegen von diesem Einblick in unsere Welt halten würden. Deswegen habe ich allen sehr frühzeitig etwas zu lesen gegeben. Das Feedback war sehr positiv – Probleme hatte niemand. Faszinierend war allerdings, wie selbst meine Autorenkollegen sofort mit den Spekulationen begannen, wer denn für welche Figur das Vorbild gewesen sein könnte. Autorenkollegen, die selbst Figuren erfinden und eigentlich wissen müssten, dass man sich Figuren auch komplett ausdenken kann mit Bausteinen von zig realen Menschen, Begegnung und Ereignissen. Aber natürlich führt solch ein „Insiderbericht“ zu diesen Spekulationen. Was mir nur recht sein kann.

Am größten war meine Sorge, was der Chef selbst von „Soap“ halten würde. Schließlich kann man bei den Autoren oder Schauspielern Alter, Geschlecht usw. so variieren, das wirklich niemand wiederzuerkennen ist. Aber es gibt im Roman nur einen Produzenten, den offensichtlichen Chef vom Ganzen Walter Christoph, der dazu auch noch eine unrühmliche Rolle spielt. Entsprechend nervös wartete ich auf die Reaktion von Geißendörfer. Als dieser seine Antwortmail mit „Walter“ unterschrieb, wusste ich recht schnell, dass er sich nicht angegriffen fühlte, sondern großen Spaß beim Lesen hatte. Er hat mich dann auch bei den Versuchen, das Manuskript an den Mann zu bringen, sehr unterstützt.

Das ist damals im Sande verlaufen, wie ich bereits berichtete, weswegen ich mich nun endlich daran mache, das Werk selbst an die Öffentlichkeit zu bringen. Endlich hab ich nun die Zeit, mich der Überarbeitung zu widmen. Und sobald ich zufrieden bin, werde ich – immer begleitet durch die Leser dieses Blog – darüber nachdenken, wie ich den Roman rausbringe. Die Möglichkeit sind zahlreich: Von „selbst drucken lassen und aus der Garage raus verschicken“ bis hin zu „nur als E-Book bei amazon reinstellen“, ist alles denkbar. Wir werden sehen.

EINE kleine Begebenheit im Roman hat allerdings doch ein reales Vorbild. Es geht um Beispiele, weswegen Autoren manchmal kurzfristig etwas umschreiben müssen. Ein Schauspieler hat in einer Drehpause Langeweile und legt sein Gesicht auf einen Fotokopierer, um ein „lustiges Bild“ von sich zu machen. Dummerweise mit geöffneten Augen, weswegen diese ernsthaften Schaden nehmen und er für mehrere Tage nichts sieht und drehunfähig ist. Noch wochenlang hängen überall in der Produktion Kopien dieses wunderbaren Selbstportraits an den Wänden und Türen. Und jetzt kann man ja mal raten, wem vor vielen Jahren bei der „Lindenstraße“ tatsächlich dieses kleine Missgeschick unterlaufen ist …

Hit the road, Jack

In der Fahrschule wird man ja nicht wirklich aufs Leben vorbereitet. Ich hätte da ein paar Vorschläge, welche zusätzlichen Aufgaben für die Führerscheinprüfung noch eingeführt werden sollten, um gerade zukünftigen Eltern das Rüstzeug mitzugeben, das es nun einmal braucht:

  1. Ein Baby in der Babyschale auf dem Beifahrersitz mit Rasseln, Brillenetuis oder geschüttelten Wasserflaschen beruhigen, während man die Autobahn entlang braust. (Für Fortgeschrittene: Bei Tempo 180 (weil man endlich ankommen will!) auffinden von weggeschleuderten Spielzeugen irgendwo im Fahrzeug-Innenraum.)
  2. Absingen einer Auswahl von Kinderliedern von „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ bis „Nur Shaun das Schaf ist Shaun das Schaf“ plus Grundlagen der Arbeit eines Clowns, um Kinder bei Laune zu halten. (Für Fortgeschrittene: Plötzliche Verlängerung des Programms um zwei Stunden wegen Vollsperrung der Autobahn.)
  3. Packen des viel zu kleinen Kofferraums mit Kinderwagen, Koffern, Buggy, Reisetasche, Wasserkasten usw. Vorübungen mit „Tetris“ sind erwünscht.
  4. Einhändig Wasserflasche öffnen, Wasser in Tasse schenken und nach hinten reichen. (Für Fortgeschrittene: Wechseln durchnässter Klamotten in voller Fahrt.)
  5. Über den Rückspiegel erkennen, ob Hustenanfall nur einem zu schnellem Verschlingen der Brezel geschuldet ist oder tatsächlich die Erstickung droht. (Für Fortgeschrittene: Wiederbelebung auf dem Standstreifen.)
  6. Einführung in die Bauweise gängiger Autotypen, um Kleingeld oder Smarties aus den Lüftungslamellen der Klimaanlage herausfischen zu können.
  7. Grundwissen über alle Autobahnraststätten Deutschlands, die über ein adäquates Kinderprogramm (Spielpatz, Hüpfburg, Nudeln) verfügen, um Enttäuschungen vorzubeugen.
  8. Einführung in die Welt der Kindersitze. (Für Fortgeschrittene Übungen wie: Ich fahre mit drei Kinder im Alter von 1, 3 und 5 in den Urlaub – welches Auto muss ich mieten, um passende Kindersitze und Kinderwagen unterbringen zu können.)
  9. Belastungstest für die akustische Wahrnehmung während einer Autofahrt: Babyschreien plus wiederkehrende Fragen eines Dreijährigen plus Kinderlieder vom iPhone-App plus Hupen eines LKWs, weil man die Spur nicht halten kann. (Für Fortgeschrittene: Aromatische Ergänzung durch zwei volle Kacki-Windeln.)
  10. Das Gefühl genießen lernen, wenn beide Kinder schlafen und man die kleinen Weltwunder lautlos und sicher an ihr Ziel bringt …

Drehbuch schreiben Geld verdienen (III)

http://www.youtube.com/watch?v=kadE27np6aU&feature

 

Es ist ja eine berechtigte Frage. Wenn ich mich trotz einem Mangel an Arbeit und großen Qualen als Drehbuchautor etabliert habe, was verdiene ich denn dann? In meinen Verträgen steht regelmäßig, dass ich Stillschweigen zu bewahren habe über das, was ich konkret für das jeweilige Projekt bekomme, deswegen werde ich zu meiner eigenen Arbeit nichts sagen. Aber es gibt natürlich Richtwerte in der Branche. Dazu sei gesagt: MEHR geht immer. Wenn jemand super verhandelt oder eine besondere Situation existiert, gibt es nach oben keine Grenzen, aber wir wollen hier mal keine falschen Erwartungen wecken …

 

Daily Soap

Die Bezahlung bei Daily Soaps (und wohl auch bei der „Scripted Reality“, mit der ich mich aber nicht auskenne) unterscheidet sich grundlegend von der sonstigen Bezahlung bei Filmen und Serien. Denn hier wird man oft nicht nach Werk bezahlt (also abgeliefertem Exposé, Treatment oder Drehbuch), sondern nach Zeit – in der Regel „pro Woche“. Dabei wird man entweder fest angestellt (mit Versicherungsbeiträgen etc.) oder man arbeitet – nach meinem Eindruck häufiger – auf Rechnung, wobei man hier unter Umständen am Rande der Scheinselbständigkeit wandelt. Die Bezahlung liegt nach dem, was mir bekannt ist, irgendwo zwischen 1000 und 2500 Euro die Woche, ähnlich ist die Spanne beim Schreiben eines sogenannten „Dialogbuchs“ für die Dailys. Wobei Dialogbücher für Stundenformate wie „Rote Rosen“ natürlich mehr bringen als Halbstundenformate wie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. In der Branche haben wir übrigens zur Zeit eher „Schlechte Zeiten“. Die Bezahlung geht nach unten. 1500 Euro pro Woche oder Dialogbuch ist eine Zahl, die ich mehr und mehr höre.

Wer jetzt sagt: 6000 Euro im Monat sind doch super, der muss Zweierlei bedenken: Als Selbständiger muss man sich natürlich um Versicherungen, Altersvorsorge etc. selbst kümmern und hat entsprechende Ausgabe – auch wenn man gerade keine Arbeit hat. Und die Arbeit bei einer Daily ist kein 9-to-5-Job. Arbeitsende um 20 Uhr oder später sind keine Seltenheit, auch das Wochenende muss gerne mal dran glauben. Und irgendwann muss man sich ja auch noch einarbeiten oder die zahllosen Storylines / Drehbücher lesen – natürlich in der „Freizeit“. Kaum jemand hält dies zwölf Monate im Jahr durch, selbst routinierte Daily-Autoren arbeiten eher acht Monate als mehr – WENN es überhaupt so viel Arbeit gibt …

 

Fernsehfilme / Serien

Fernsehfilme und Fernsehserien kann man aus finanzieller Sicht zusammen betrachten, denn es gelten ähnlich Grundregeln. Hier muss man erst einmal zwischen Buyout und einer Bezahlung mit Wiederholungshonoraren unterscheiden. Letzteres ist immer mehr die Ausnahme, obwohl es für den Autor – bei einem erfolgreichen Werk – das viel schönere Modell ist. Denn bei dem Vertrag mit Wiederholungshonoraren bekommt man noch einmal Geld, wenn das Werk im Fernsehen wiederholt wird. Wobei hier nicht Wiederholungen in den nächsten Tagen gemeint sind, sondern nach einer angemessenen Zeit. Die genauen Prozentsätze des Wiederholungshonorars variieren, aber zum Beispiel bekommt man das VOLLE Geld noch einmal, wenn der Film am Hauptabend im Hauptsender wiederholt wird. Da fast jeder „Tatort“ neben der Erstausstrahlung noch einmal ein Jahr später Freitagsabends um 21:45 in der ARD gezeigt wird, klingelt in so einem Fall beim Autor ordentlich die Kasse, wenn er den entsprechenden Vertrag hat. Beim „Tatort“ ist das meines Wissens sogar noch recht häufig der Fall, ansonsten gibt es diese Verträge eh nur bei den öffentlich-rechtlichen Sendern. Die Privaten bestehen auf Buyout – d.h. dass mehr oder weniger jegliche Weiterverwendung des Films / der Serienfolge für alle Zeiten abgegolten ist.

Kommen wir zu den Verdiensten. Fernsehfilm mit Wiederholungshonorar bringen um die 25.000 Euro. Fernsehfilme mit Buyout um die 50.000 Euro. Wie gesagt: Es gibt Ausreißer nach oben, aber mit diesen Faustwerten kommt man gerade am Anfang ganz gut zurecht. Und von dort kann man auch auf Serien „runterrechnen“. Denn wenn man 50.000 für 90 Minuten bekommt, dann gibt es bei 45 (bzw. 48) Minuten auch bei den Euros etwa die Hälfte. Und so weiter. Wobei es im Serienbereich tendenziell weniger ist, gerade wenn man innerhalb eines bestehenden Serienkonzepts arbeitet, also nicht alle Ideen selbst mit eingebracht hat.

Das klingt natürlich auch super – ist es manchmal auch – aber hier muss man bedenken, dass es nur wenige Autoren schaffen, wirklich jedes Jahr einen Fernsehfilm realisiert zu bekommen. Wie ich bereits in meinem letzten Beitrag geschrieben habe, braucht es gerne mal zehn angefangene Projekte, bevor eins auch wirklich gedreht und gesendet wird. Bei den anderen Projekten greift eine Gemeinheit der Branche: Das Honorar wird in Raten aufgeteilt, die nur beim Erreichen einer bestimmten Projektstufe auch gezahlt werden. Am Anfang sind die Raten sehr viel kleiner als am Ende. Für ein Exposé bzw. beim Erteilen des Auftrages bekommt man oft irgendwas zwischen 1.000 und 2.000 Euro. Wenig mehr gibt es für das Treatment. Dabei ist dies oft die intensivste und kreativste Arbeit. Das richtig große Geld gibt es erst bei ABNAHME des fertigen Drehbuchs oder noch später: Im Falle von Buyout-Verträgen kommt die Hälfte des Honorars erst bei Drehbeginn! Versandet also ein Projekt – aus Gründen, die oft mit dem Autor wenig zu tun haben – hat man unter Umständen gerade mal 5.000 Euro bekommen, obwohl man schon ein halbes Jahr Arbeit in das Projekt investiert hat. Faktisch trägt man als Autor also immer das Risiko des Produzenten mit. Gerade im Serienbereich (wo man bei einem Serienkonzept noch mehr Vorarbeit leisten muss), ist dies für mich einer der Gründe, warum die Qualität deutscher Serien so ihre Probleme hat. Niemand kann ohne Druck und mit der nötigen Zeit etwas entwickeln …

 

Kino

Hier ist eine pauschale Antwort am schwierigsten. Denn von dem selbstausbeuterischen Projekt, bei dem man „erst mal“ auf Bezahlung verzichtet, bis hin zum erwarteten Blockbuster eines erfahrenen Autors, der mit deutlich über 100.000 Euro bezahlt wird, gibt es alles. In Hollywood sind es auch mal gerne ein paar Millionen Dollar. Betrachtet man aber einmal nur das Mittelfeld von „ganz normalen“ deutschen Kinofilmen, landet man irgendwo bei 60.000 – 80.000 Euro. Wobei hier natürlich alles, was ich über Stoffentwicklungen bei Fernsehproduktionen geschrieben habe, mindestens genauso gilt.

 

Neben der normalen Bezahlung für die geleistete Arbeit, gibt es noch ein paar andere Einnahmetöpfe für Drehbuchautoren: Die VG Wort, die für jeden aktiven Autor ein bis zweimal im Jahr noch ein Zubrot von ein paar hundert bis ein paar tausend Euro bereit hält – eingenommen etwa durch Geräteabgaben, die der Endverbraucher gezahlt hat; die verschiedenen Filmförderungen, die auch die Entwicklung von Stoffen / Drehbüchern fördern und – wenn man dann mal was wirklich gutes gemacht hat – Preisgelder von Festivals oder Filmpreisen. Aber bis dahin ist es ein weiter Weg.

Ja, man kann wirklich gut leben von der Arbeit als Drehbuchautor. Wenn man sich denn etabliert hat. Und wenn man damit leben kann, dass es zwangsläufig auch magere Jahre gibt. Aber eins ist auch klar: Wenn das Geld alleine die Motivation für die Arbeit ist, wird man nicht weit kommen. Dafür braucht es einfach zu viel Herzblut und Leidenschaft. Bei mir ist es nach wie vor so, dass ich Drehbücher schreibe, weil ich es liebe, Geschichten zu erzählen. Und letztlich geht es mir tief in mir drin immer noch so wie bei meiner ersten bezahlten Arbeit: Ich bin erstaunt darüber, dass man mir für so einen Spaß auch noch Geld gibt …