Anmerkungen

Zur Zeit trudeln bereits die ersten Anmerkungen der Testleser für meinen Roman “Soap” ein. Und auch hier im Blog gibt es ja schon reichlich Anmerkungen zu den bisher vorab veröffentlichen Kapiteln. Anmerkungen, die ich bei der letzten großen Überarbeitung des Manuskripts berücksichtigen werde. Denn es sind Anmerkungen, die mir wirklich weiterhelfen. Ich war in den letzten Wochen immer wieder erstaunt, wie hilfreich, vor allem aber auch freundlich die Anmerkungen sind, die ich von den Bloglesern bekomme. Jetzt werden viele sagen: “Freundlich” ist ja wohl das Mindeste. Dann werde ich sagen: Ihr habt wohl noch nie als Drehbuchautor gearbeitet!

Natürlich gibt es eine ganze Menge von Produzenten, Redakteuren und Dramaturgen, die großartige Arbeit machen, sehr freundlich sind und einem wirklich weiterhelfen. Ich hatte das Glück, vielen davon in meiner Arbeit zu begegnen. Aber jeder Drehbuchautor wird mir beipflichten, dass es da draußen in den Sendern und Firmen eine ganze Reihe von Leuten gibt, die einen als Autor in den Wahnsinn oder die Depression treiben können. Oder beides.

Ein guter Autor gibt in seiner Arbeit sehr viel von sich preis. Er arbeitet mit Herzblut an seinen Texten, lässt die Hosen runter und macht sich sehr angreifbar. Man sollte meinen, dass es deswegen selbstverständlich ist, dass ein Leser dieser Texte einem freundlich erklärt, warum er den Text nicht mag. Bzw. dass er überhaupt erst einmal ernsthaft versucht, den Text und seine eventuellen Probleme zu verstehen. Das gilt in besonderem Maße für Leser, die sich selbst als Profis bezeichnen. Umso erstaunlicher ist es, wieviele Leute über Texte mit beleidigenden Worten herziehen, als ob der Schöpfer gar nicht im Raum sitzen würde. Oder – vielleicht noch schlimmer –  Leute, die offensichtlich keine Ahnung von Dramaturgie und den Problemen beim Schreiben haben, aber einem vom ersten Moment an versuchen, die Welt zu erklären.

Glücklicherweise war ich meistens in der Position, dann “Auf Wiedersehen” sagen zu können (was manchmal auch zu erstaunlichen Kehrtwendungen auf der anderen Seite geführt hat). Aber oft genug ist man als Autor der Dumme, weil man ja schließlich von diesen Leuten auf der anderen Seite des Schreibtischs abhängig ist. Aus dem Grund soll es hier anstelle von realen Beispielen stellvertretend einen Sketch geben, den ich sehr liebe – leider nur auf Englisch, aber wahr, so wahr …

 

 

Das dritte Kapitel

Auch zur Veröffentlichung des dritten Kapitels von “Soap“, soll es ein Foto geben. Danach aber schnell das Kapitel lesen und kommentieren!

In dem neuen Kapitel geht es vor allem um die Storylinesitzung für die Fernsehserie “Schöneberg”, an der unser Held zu seiner eigenen Überraschung nun teilnimmt. Wie der Zufall es will, befinde ich mich zur Zeit auf der Storylinesitzung für die “Lindenstrasse”. Diese findet weit weniger glamourös als in der Fiktion in einem kleinen Hotel statt, nicht in Brandenburg, sondern an einem geheimen Ort, den ich auf keinen Fall preisgeben darf. Hier ist es aber auch schön, ich liebe besonders den Blick aus meinem Hotelzimmer:

Drum schlaf auch du

Ich bin ja ein Mensch, der sehr gerne schläft. Früher war mir das gar nicht so bewusst. Es war auch nie ein besonderes Problem. Der Beruf des Drehbuchautors bringt es mit sich, dass man sich seine Arbeitszeit meistens frei einteilen kann. Geht man mal etwas später ins Bett, schläft man halt etwas länger und arbeitet dafür vielleicht dass Wochenende durch. Schlafen war für mich immer eine Selbstverständlichkeit.
Das änderte sich schlagartig vor gut drei Jahren mit der Ankunft des ersten Kindes. Kinder stellen vieles auf den Kopf, aber kaum etwas erfährt eine so fundamentale Veränderung wie das eigene Schlafverhalten. Wobei „Verhalten“ das falsche Wort ist. Denn man hat gar keine Wahl mehr, man KANN sich nicht verhalten. Man ist nämlich vom ersten Tag in der Defensive, immer auf der Suche nach der einen kleinen Stunde Schlaf, die man sich doch wirklich jetzt endlich einmal verdient hat.

Wir haben als Erstgeborenen auch sofort ein Kind bekommen, das GANZ eigene Vorstellungen hatten bzw. Drei-Monats-Koliken. Das bedeutete: Einschlafen grundsätzlich nur auf dem Arm (herumlaufend!) oder im Kinderwagen. Am Besten sowieso schlafen auf Mamis oder Papas Brust. Wenn man dazu noch die Unerfahrenheit von jungen Eltern nimmt, die bei jedem nächtlichen Geräusch des Kindes den Erstickungstod nahen sehen, kann man sich vorstellen, wieviele Stunden wir gerade im ersten Jahr geschlafen haben. Monate verbrachten wir jenseits eines Tag-Nacht-Rhythmus’ mit selten mehr als zwei Stunden Schlaf am Stück. Nie zuvor konnte ich so schnell einschlafen, manchmal einfach nur, indem ich mich mitten am Tag auf unsere Couch setzte. Trotzdem habe ich diese Zeit positiv in Erinnerung, als unglaublich intensiv und nah, eine emotionale Keimzelle für ein Wahnsinns-Familiengefühl. Nachts um drei meiner Frau Obst schnibbeln, weil sie vom Stillen ausgetrocknet war. Nächtliche Spaziergänge bis er endlich einschlief. Endlose Runden durch die Wohnung immer vorbei am Spiegel, um zu sehen, ob die Äugelein zugefallen waren. Ich hab zwei komplette Staffeln von „24“ morgens ab halb Sechs im Licht der aufgehenden Sonne mit dem Sohn auf der Brust geschaut. Er schlafend, ich mit Kopfhörer. Ich glaub, er mochte die vierte Staffel lieber als die fünfte.

Aber natürlich geht das vorbei. Es wird einfacher. Es wird irgendwann sogar gut. Er schlief dann in seinem eigenen Bett, in seinem eigenen Zimmer und irgendwann verstummten auch die nächtlichen Rufe nach Wasser, Küssen oder Kissen. Ja, er schläft seit einigen Monaten ganz alleine durch. Wie ein normaler Mensch. Und was machen wir? Ein zweites Kind!
Unsere Tochter hat zwar keine Koliken, ist generell etwas einfacher, was Mädchen öfters mal sind. Und auch wir sind deutlich entspannter, weil erfahrener. Doch an den Nächten hat das nicht so wahnsinnig viel geändert. Auch dieses Kind wacht gerne mal um vier Uhr auf, ist hellwach und versteht beim besten Willen nicht, warum alle so bräsig rumliegen und nicht mit ihm spielen wollen. Und selbst wenn sie schläft, bedeutet das nicht unbedingt, dass man seine Ruhe hat. Ich habe in den letzten Jahren tatsächlich gelernt, wie man auf zwanzig Zentimeter Bett schläft ohne rauszufallen. Dazu gibt es auf der Seite howtobeadad.com eine wunderbare Illustration. Alle Eltern werden dieses „Baby-Kamasutra“ kennen:

 

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Zur Zeit wird unsere Tochter aus dem elterlichen Bett verbannt. Und ich danke meinem Schöpfer für die Storylinesitzung. Früher war diese Sitzung, auf der von den Autoren die Zukunft der „Lindenstraße“ festgelegt wird, für mich immer das Anstrengendste, was es überhaupt gab. Wir arbeiten zwei Wochen jeden Tag mindestens zehn Stunden am Stück hochkonzentriert ohne Wochenende. Ein wahnsinnig toller kreativer Prozess, nachdem ich früher immer sehr ausgelaugt nach Hause kam und erst einmal ein Wochenende durchgeschlafen habe. Heute sind diese zwei Wochen für mich wie Urlaub. Natürlich ist es tagsüber immer noch sehr anstrengend, aber das ist unerheblich, denn ich kann 14 Nächte lang mindestens acht Stunden schlafen! Am Stück. In einem riesigen Bett ganz alleine! Wahnsinn!

Einmal – mein Sohn muss ungefähr ein Jahr alt gewesen sein, denn er saß im Kinderwagen schon nach vorne ausgerichtet – irrte ich wieder einmal durch die Straßen mit dem innigen Wunsch, er möge bald einschlafen. Ein graumelierter Anzugträger kam mir entgegen. Er sah mich, er sah den Kinderwagen, warf im Vorbeigehen einen Blick hinein, lächelte mich an und sagte „Schläft“. Dann ging er weiter. Sein mitfühlender Tonfall bei diesem einen Wort signalisierte den Kenner. Man konnte die Jahre heraushören, die er selbst in dieser Lage verbracht hatte. Und man konnte sehen, dass er es geschafft hatte. SEINE Kinder schliefen garantiert durch, wahrscheinlich nicht einmal mehr in seinem Haus. Er wirkte glücklich und befreit, ja, aber auch ein ganz klein bisschen sentimental …

Das zweite Kapitel

Ab sofort ist nun das zweite Kapitel von “Soap” online. Wie immer ist es nur ein Entwurf und ich freue mich auf Kommentare. Diesmal ganz besonders, denn ich bin selbst noch nicht hundertprozentig zufrieden mit dem Kapitel. Es ist auch etwas kürzer als die meisten anderen. Die gute Nachricht ist, dass es nun jede Woche ein neues Kapitel (im Entwurf) zu lesen geben wird. Bis ungefähr das erste Drittel des Romans online steht. Danach geht es nach meinen Wunschvorstellungen bereits zielstrebig auf die Veröffentlichung zu, für die ich im Moment Ende November anpeile. Die neuen Kapitel wird es nun schön regelmäßig jeden Freitag geben, Woche für Woche. Warum Freitags wird man als Leser des Romans eines Tages verstehen …

Eine kleine Anekdote zu dem zweiten Kapitel: Darin wird auch der Vater unserer Hauptfigur Lukas vorgestellt. Es ist hier bereits angedeutet, wird später dann auch ausgesprochen: Der Vater hat früher ein Kino besessen. Das “Tonbild” in Leverkusen. Während natürlich alle Figuren und Begebenheiten in “Soap” pure Fiktion sind, hat es das “Tonbild” tatsächlich gegeben. Es war das Kino meiner Kindheit, in der auch ich die Liebe zum Film kennengelernt habe, bis es Anfang der 90er geschlossen wurde. Gestern war ich nach langer Zeit einmal wieder in Leverkusen und konnte ein Foto machen, was heute an der Stelle des Kinos zu finden ist. Es befand sich damals in der ersten Etage …

 

Dreizehn Testleser

Die Würfel sind gefallen. Nach meinem Aufruf, dass ich Testleser für meinen Roman „Soap“ suche, haben sich bis gestern Nacht 41 Leute gemeldet! Das hat mich echt aus den Schuhen gehauen. Vor allem weil ich so viele nette Mails bekommen habe mit wirklichem Interesse an meiner Arbeit. Dafür möchte ich erst noch einmal allen danken.

Ich habe nun 13 Testleser ausgewählt, die in den nächsten Tagen das Manuskript zugesendet bekommen. Das sind deutlich mehr als ich ursprünglich geplant hatte, aber nun habe ich einen sehr schönen Querschnitt an Altersgruppen, Berufen und regionalen Hintergründen. Dabei habe ich nach einem recht komplizierten System mehrfach das Los entscheiden lassen, denn ich konnte mich oftmals nicht zwischen mehreren Bewerbern entscheiden. Den nicht ausgewählten bleibt der Trost, dass sie fast alle auch interessant waren, aber am Ende Pech hatten.

Alle Bewerber – ausgewählt oder nicht – habe ich bereits per Mail informiert. Falls jemand keine Mail bekommen hat, möge er sich schnell bei mir melden. Dies wird aber nicht die letzte Chance gewesen sein, an der Erstellung meines Romans mitzuwirken. Ich werde weiterhin berichten und Meinungen einholen wie aktuell z.B. zu den Ideen für das Buchcover.

Nun rücke ich also das ganze Manuskript heraus. Ich muss zugeben, dass ich aufgeregt bin. Zwar bin ich es als Drehbuchautor gewohnt, dass meine Arbeit gelesen und kritisiert wird, aber es ist mein erster Roman und es sind größtenteils mir völlig unbekannte Leute, die hier lesen. Ich bin sehr gespannt auf die Rückmeldungen und werde natürlich auch darüber berichten, wie es mir damit gegangen ist. Bis Mitte Oktober wird nun aber erst einmal von den Testlesern gelesen. Und hier im Blog kann man sich ab Freitag dann immerhin schon mal das zweite Kapitel anschauen …

Ideen für das Buchcover

Wenn mein Roman “Soap” in den (virtuellen) Regalen stehen wird, dann wird ein ganz entscheidender Faktor für den Verkauf ein ansprechendes Cover des Buches sein. Das entscheidet oft darüber, ob das Buch überhaupt in die Hand genommen bzw. angeklickt wird. Erst dann lesen die Leute den Klappentext. Dafür muss das Cover schon einmal einen kleinen Hinweis darauf geben, was einen erwartet.

Nun habe ich großes Glück, weil ich mit Henk Wyniger einen wirklich guten Illustrator kenne, der bereit ist, uns hier bei dem Abenteuer “Wir bringen alle gemeinsam das Buch raus” zu begleiten. Er hat nun einmal zwei ganz grobe Entwürfe für das Cover gemacht – sogenannte Scribbles – und mir erlaubt, sie Euch vorzustellen. OBWOHL es wirklich nur Skizzen sind, die Ideen verdeutlichen sollen – also mal wieder “Work in progress”. Deswegen ist es ganz wichtig festzuhalten: Die genaue Art der Zeichnung, die Farbe, die Positionierung auf dem Bild – all das wird noch ausgearbeitet und kann sich deutlich verändern. Es geht hier nur darum, ob man grundsätzlich die eine oder die andere Idee gut findet. Eine Idee ist von mir, die andere von Henk. Ich würde mich freuen, wenn mal alle ihren Eindruck schildern und gerne auch ihren Favoriten benennen. Besonders freue ich mich, wenn Leute, die sich noch gar nicht mit dem Roman beschäftigt haben, einmal kurz schildern, was sie bei den einzelnen Motiven erwarten würden …

COVER 1


 

COVER 2

Inoffiziell offiziell

Nur damit sich niemand wundert: Es wird hier in Zukunft leider deutlich weniger über die „Lindenstraße“ zu lesen geben, gerade was Hintergrundberichte angeht. Das Problem ist, dass ich mich mit einigen Posts über die Arbeitsabläufe in der „Lindenstraße“ rechtlich auf wackeligem Boden bewege. Denn streng genommen untersagt mir mein Arbeitsvertrag dies. Auch wenn ich der Meinung bin, dass ich nichts veröffentlicht habe, was ich nicht auch in einem Interview sagen würde (bzw. schon gesagt habe): Ich wurde nun darum gebeten, nicht mehr in dieser Form zur „Lindenstraße“ zu posten.

Ich finde dies natürlich schade. Kann es aber ein Stück weit auch verstehen. Offensichtlich hat das zunehmende Interesse an meinem Blog das Problem verschärft. Denn es könnte in der Öffentlichkeit der Eindruck entstehen, dass ich hier offiziell im Namen der „Lindenstraße“ spreche. Das tue ich aber nicht. Ein inoffizieller offizieller Blog geht nun mal nicht, also schauen wir nach anderen Möglichkeiten. Mir wurde aber versichert, dass ich nichts geschrieben habe, was der „Lindenstraße“ geschadet hätte oder unangenehm aufgefallen wäre. Es ist vor allem eine Frage des Prinzips.

Auch wenn der Blog dadurch ein großes Thema verliert, mache ich natürlich weiter. Und berichte allgemein über meine Arbeit als Drehbuchautor, über mein Leben als Papa und vor allem über meinen Roman „Soap“, bei dem es in den nächsten Monaten immer spannender werden wird. Ich hoffe, ihr bleibt mir treu!

Neues aus meiner Literatur-Werkstatt …

Die Wahl ist entschieden

Es war ein knappes Rennen. Aber am Ende hatte er mit zwei Stimmen die Nase vorn. Ihr konntet entscheiden, wie die Hauptfigur in meinem Debütroman „Soap“ heißen soll und die Wahl ist auf Lukas gefallen. Hier das offizielle amtliche Endergebnis:

Ich bedanke mich bei immerhin 58 Teilnehmern, mehr als ich erwartet hatte! Der knappe Ausgang zeigt, dass gerade bei Namen die Meinungen und Vorlieben stark auseinander gehen. Auch in meiner sonstigen Arbeit als Autor erlebe ich es immer wieder: Selten können sich mal alle sofort auf einen Namen einigen. Meistens kennt einer einen, der so heißt und ganz besonders doof ist. Ich bin aber nun sehr happy mit „Lukas Witek“, dem jungen Drehbuchautor, dessen Welt auf den Kopf gestellt wird.

 

Das erste Kapitel ist überarbeitet

Das erste Kapitel ist mittlerweile auch in überarbeiteter Form online. Die Kritik und Anmerkungen aus Euren Kommentaren habe ich – soweit ich sie nachvollziehen konnte – eingearbeitet. Auch der neue Name hat seinen Platz schon gefunden. Vielen Dank für die Hilfe! Ein paar Sachen haben sich nicht geändert, weil ich an Formulierungen oder bestimmten stilistischen Elementen hänge bzw. sie sich mit Absicht durch den ganzen Roman ziehen. Das gilt vor allem für zwei Elemente:

1. Die vergleichsweise kargen Beschreibungen von Äußerlichkeiten. Dies ist ein typischer Stil für Drehbücher, in denen zu konkrete Details (sofern sie nicht wichtig sind für die Handlung) dem Casting-Chef oder der Ausstattung das Leben nur unnötig schwer machen würden. Und da unser Ich-Erzähler ebenfalls Drehbuchautor ist bzw. der ganze Roman das Thema „Soap“ in allen Poren widerspiegeln soll, ist dies für mich genau der richtige Stil.

2. Manchmal springt nach einem Absatz scheinbar das Thema – im ersten Kapitel vor allem nach dem Schuss. Dies ist ein Element , das sich an vielen Stellen im Roman wiederfindet – insbesondere nach den Cliffhangern am Kapitelende. Es soll das Gefühl wiedergeben wie in einer Serie durch einen Schnitt in einen anderen Erzählstrang gezogen zu werden, obwohl man doch zu gerne wüsste, wie es weitergeht. Außerdem glaube ich, dass der Leser „wacher“ bleibt, wenn er ab und zu mal einen scheinbaren Themenwechsel vorgesetzt bekommt – natürlich unter der Voraussetzung, dass der rote Faden wieder aufgegriffen wird …

 

Testleser können sich noch bewerben

Auf meinen Aufruf, sich als Testleser für das Manuskript von „Soap“ zu bewerben, haben sich aus meiner Sicht unfassbar viele Leute gemeldet. Bisher sind 33 Bewerbungen eingegangen! Das hätte ich wirklich nie gedacht. Dennoch bleibt – wie angekündigt – bis Montag um Mitternacht die Möglichkeit bestehen, sich weiterhin zu bewerben. Ich werde sicherlich mehr als die ursprünglich vorgesehenen fünf Testleser auswählen. Ein erster Blick auf die „Kandidaten“ hat mir schon gezeigt, dass die Auswahl superschwer ist, so viele interessante und schöne Mails habe ich bekommen. Ich denke, dass ich am Ende zumindest einen Teil der Testleser auslosen werden – insofern haben alle, die sich auch später erst bewerben, die gleichen Chancen …

Testleser gesucht

Es gibt nun für alle Leser hier die seltene Möglichkeit, das komplette Manuskript eines bald erscheinenden Romans vorab nicht nur zu lesen, sondern auch mit seinem Feedback Einfluss darauf zu nehmen.

Ich hab das Manuskript von „Soap“ in den letzten Wochen überarbeitet. Einige Passagen, die mir nicht gefallen haben, wurden neu geschrieben. An vielen Stellen musste ich die Details auf den neuesten Stand bringen. „Videorecorder“ oder „Mixtapes“ gingen noch, als ich das Manuskript vor zehn Jahren geschrieben habe, aber heute wirken sie schon sehr anachronistisch. Vor allem aber habe ich mir – wie mit Euch besprochen – die „Klugscheißerpassagen“ kritisch angeschaut und an vielen Stellen gekürzt. Das Manuskript hat nun gut zwanzig Seiten weniger als zuvor – ca. 240 normale Romanseiten. Außerdem habe ich natürlich das erste Kapitel noch einmal überarbeitet – entsprechend dem Feedback. Sobald die Abstimmung über den Namen der Hauptfigur am Freitag beendet ist, wird auch dieser noch überall korrigiert. Das heißt: Das Manuskript ist nun so, dass es mir im Prinzip gefällt. Jetzt brauche ich Feedback!

 

Wer also tatsächlich Lust und vor allem Zeit hat, das Manuskript einer kritischen Prüfung zu unterziehen, kann sich dafür bei mir „bewerben“. Bewerben bedeutet, dass sie oder er mir bitte eine Mail (an michael at michaelmeisheit.de) schickt mit ein paar kurzen Angaben: Echter Name, Alter, Geschlecht, Beruf, Wohnort und ein paar Worte dazu, welche Erfahrungen mit Literatur man hat und warum man gerne das Manuskript lesen und kommentieren möchte. Durch die Angaben soll mir eine Auswahl von möglichst „unterschiedlichen“ Lesern ermöglicht werden. Es geht also nicht darum, dass man professionell irgendwas mit Texten zu tun hat o.ä. Ich hab keine Ahnung, ob ich überhaupt viel Auswahl haben werde, aber für den Fall, dass mehr als fünf Leute mir mailen (das wäre meine Obergrenze), würde ich diese Möglichkeit gerne haben.

Zeit zum „Bewerben“ hat man bis nächste Woche Montag um Mitternacht. Danach treffe ich die Wahl und versende recht zügig per Mail das Manuskript. Allerdings vorher noch eine „Verschwiegenheitserklärung“, denn ich gebe natürlich sehr viel Preis und würde ungern den Text irgendwo lesen, bevor ich ihn selbst veröffentliche. Zeit zum Lesen und Notizen macht hat man dann gut vier Wochen, nämlich bis zum 19. Oktober. Für die Testleser werde ich einen kleinen Fragekatalog erstellen über das, was mich besonders interessiert. Dieser müsste sich in max. einer Stunde beantworten lassen. Alles, was man an Kommentaren darüber hinaus geben möchte, auch an Korrekturen oder Kürzungsvorschläge, ist aber natürlich willkommen. Neben meinem herzlichen Dank wird den Testlesern ein signiertes Exemplar des späteren Buches sicher sein!

Nun bin ich sehr gespannt, wer sich melden wird. Falls es noch Fragen zum Prozedere gibt, kann man sie gerne hier in den Kommentaren stellen.

Ich möchte einfach nur allein sein

Es gibt einen wunderbaren – wenn auch bösen – Film namens „Happiness“ (Buch und Regie: Todd Solondz), in dem der in die Jahre gekommene Vater dreier Töchter sich von seiner Frau scheiden lässt mit der ernst gemeinten Begründung: „Ich möchte einfach nur allein sein.“ Seit meine Frau und ich den Film (wieder-) gesehen haben, kursiert bei uns auch der geflügelte Ausdruck: „Ich möchte einfach nur allein sein.“

Niemand will sich hier scheiden lassen, aber wir konnten diesen Mann richtig gut verstehen. Bei drei Kindern! So viele haben wir zwar nicht, aber spätestens seit es zwei sind, gibt es so gut wie keine privaten Momente mehr. Weder zu zweit noch alleine. Immer ist irgendwas. Hunger, Windel voll, Mobiliar zertrümmert, Langweile, vor den Türrahmen gerannt, kann nicht einschlafen, Windpocken usw. Und wenn man es dann mal geschafft hat, beide irgendwie zur Ruhe zu kriegen, fällt einen sofort ein riesiger Berg liegengebliebener Arbeit an. Wenn es noch normale Arbeit wäre – meist ist es Alltagskram wie neues Mobiliar bestellen, die Arztrechnungen der Kinder bezahlen oder  Nudeln einkaufen. Man beginnt tatsächlich, vor sich und seinem Partner laufend zu rechtfertigen, warum man jetzt mal Fußball guckt oder einen Kaffee trinken geht. Obwohl man das kostbare Gut Zeit doch anders nutzen müsste.

Eine Zeit lang war ein Mini-Rettungsanker in dieser Misere, dass man sich auf die Toilette zurückzog und dem Partner die beiden Monster überlies. Dank iPhone kann man selbst dort mittlerweile surfen. Dumm nur, dass mein Sohn sich aus persönlichen Gründen gerade ungemein für das zur Toilette gehen interessiert und er darauf besteht, jedes Mal wenn man wirklich mal alleine sein will mitzukommen. Spätestens wenn er vor einem steht und im richtigen Moment Toilettenpapier anreicht, weiß man, dass das mit der Privatsphäre auch durch ist.

Wenn du die Kinder zum Lachen bringen willst, dann mach Pläne. Ein Abendessen mit Freunden, bei dem man haarklein überlegt hat, wer wann isst und ins Bett geht, um schnellstmöglich den Wein mit den Gästen genießen zu können, endet fast zwangsläufig damit, dass die Kleine entgegen ihrer Angewohnheit ewig nicht einschläft und der Große dann natürlich auch nicht ins Bett will. Also sitzt man um zehn Uhr noch mit den geduldigen Gästen da und erzählt, wie toll südländisch das doch ist – mit den Kindern am Abend und so.

Gnade kennen die Kleinen sowieso nicht. Wenn man sich nach gefühlten zwei Stunden Sandburgen bauen am Strand in seinen Liegestuhl werfen will und sagt: „Der Papa macht jetzt mal Urlaub!“, kommt prompt voller Empörung zurück: „Nein, Papa, nicht Urlaub machen!“ Und die Übungen für die Rücken, die man wegen Problemen mit der Bandscheibe machen muss (Kinder schleppen!), gehen im Beisein der Kinder auch nur im Schnelldurchlauf und mit einem Legoturm auf dem Rücken.

Gestern hielten wir uns mal wieder für besonders clever. Hochzeitstag. Wir wollten ein kleines bisschen Zweisamkeit. Und da bei einem Abendessen mit der ganzen Familie eher das Gegenteil der Fall ist, verlegten wir das romantische Restaurant-Dinner einfach auf den Mittag. Der Große ist dann im Kindergarten und die Kleine wird so abgefüttert, dass sie einschlafen wird. Soweit der Plan. Um kurz vor Zwölf rief dann der Kindergarten an: Dem Jungen geht’s nicht gut. Fieber. Er verlangt nach seiner Mama. Selbstredend war das Fieber nach einem ausgedehnten Mittagsschlaf (während dem die Kleine dagegen kein Auge zugetan hat) wieder verschwunden und das Kind am Abend putzmunter. Vielleicht sollten wir doch noch mal über eine Scheidung nachdenken. Dann fallen zumindest die Hochzeitstage nicht mehr ins Wasser.

Insofern ist es eigentlich erstaunlich, dass der Vater in “Happiness” es ausgehalten hat, bis seine Kinder längst erwachsen waren. Übrigens:  Allein ist er entgegen dem Filmtitel auch nicht glücklich geworden …